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men, als sozusagen sein Faktotum, für alles zuständig, also das Mädchen für
alles. […] Da war ich eigentlich immer der Manager. Weil der Onkel hat nur
gesagt: „Mach das und dieses und jenes.“ Und so weiter. Und ich habe das
alles organisieren müssen, vom Kauf bis zur Lieferung. […] Und dann war
unter anderem im Silbertal, haben wir Schnittholz, nein, Schleifholz für die
Firma, ich weiß nicht, in Steyr, […] haben wir das Schleifholz gekauft. Das
ist aus dem Silbertal hinten, vom Dürrwald da hinten, ganz hinten, Gafluna
und so weiter. Ja, und das musste ich überwachen. Und bei den Flözarbeiten
dabei sein müssen und so weiter. Und das hat sich über vierzehn Tage, drei
Wochen, hingezogen. Da haben wir in Schruns die ganzen Waggons verladen.
Da sind ganze Züge weggegangen. Das habe ich alles unter mir gehabt. Und
danach war halt eines Tages, habe ich mit meiner Frau Samstag, Sonntag, weil
ich gewusst habe, da habe ich frei, ausgemacht, wir machen da irgendeine
Tour, irgendetwas. Ich bin gerne bergsteigen gegangen. […] Und dann am Tag
davor kommt mein Onkel eines Tages in mein Zimmer, am Freitagabend. Hat
er zu mir gesagt: „Ja du, morgen musst du ins Silbertal hinein, da muss man
das und jenes flözen. Da musst du unbedingt dabei sein.“ Habe ich gesagt:
„Nein Onkel, das kann ich nicht. Ich habe mit meiner Frau das ausgemacht,
da mit meiner Freundin das ausgemacht. Und ich kann das jetzt nicht. Hät-
test du mir am Wochenanfang das sagen können, dann hätte ich das halt
nicht ausgemacht.“ – „Nein, du musst. Du musst es halt absagen.“ Habe ich
gesagt: „Nein, das sage ich nicht ab. Das musst du einsehen, Onkel. Ich habe
ein Privatleben auch.“ […] Und dann hat er gesagt: „Ja, dann kannst du grad
gehen.“ Dann habe ich gesagt: „Ja, dann gehe ich.“ Habe ich mein „Glum-
pat“441 gepackt und bin da herein zur KQ und habe ihr das erklärt. Und dann
haben mich die Schwiegereltern da aufgenommen. Dann habe ich im Haus
halt ein Zimmer bekommen. Und dann war ich natürlich plötzlich arbeitslos.
PP ♂, geboren 1907:
PP: Jetzt hat es geheißen, ja, auf Latschätz hinauf, Kleinhirt. Mein Gott, ich
bin halt nicht gern auf das Latschätz hinauf, Kleinhirt. Da hab ich müssen
am Morgen um drei aufstehen. Da hat man müssen das Vieh eintreiben. Mel-
ken hab ich ja nicht müssen, aber, wie gesagt, am Morgen um drei aufstehen
und das Vieh eintreiben. Dann hat vielleicht noch eine Kuh gefehlt, die hat
man nicht gefunden. Dann hat man müssen die Kuh auch noch suchen. Und
wenns „läd Wettr“442 … es ist zwar ein schöner Sommer gewesen, aber es hat
doch auch hie und da geregnet. Und danach bin ich dann im Herbst heim-
gekommen, und danach habe ich gesagt: „So, jetzt ist fertig. Ich gehe nicht
mehr.“ Also, ich habe so verdrossen, so halt nicht in die Alpe wollen, es hat
mir halt nicht getan. Fertig. – „Ich möchte halt Schreiner lernen.“ Ja, jetzt der
Däta, hat er gefragt, in Vandans: „Ja, wir haben auch keine Arbeit.“ – „Wir
441 Sachen.
442 Schlechtwetter.
Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Titel
- Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
- Untertitel
- Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Verlag
- StudienVerlag
- Ort
- Innsbruck
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 15.8 x 23.4 cm
- Seiten
- 464
- Schlagwörter
- Oral history, biographical narratives, narrative traditions, lebensgeschichtliches Erzählen, Erzähltraditionen
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Einführung 13
- 1. Kritik des lebensgeschichtlichen Erzählens 17
- 2. Quellenmaterial, Forschungsziel und Auswertung 47
- 3. Erinnerungspraxis und Traditionen lebensgeschichtlichen Erzählens 63
- 3.1. Einstiege in die lebensgeschichtlichen Erzählungen 63
- 3.2. Leitlinien des lebensgeschichtlichen Erzählens 67
- 3.3. Topoi in lebensgeschichtlichen Erzählungen 71
- 3.4. Lebensgeschichtliche Erzählstoffe und Mustererzählungen 73
- 3.4.1. Sagenhaftes von den AhnInnen 74
- 3.4.2. AhnInnen als GastarbeiterInnen 78
- 3.4.3. Traditionelle Landwirtschaft 84
- 3.4.4. Zuerwerb zur Landwirtschaft 98
- 3.4.5. Niedergang der traditionellen Berglandwirtschaft 104
- 3.4.6. Modernisierung 112
- 3.4.7. Alltag im traditionellen Gefüge 127
- 3.4.8. Bräuche und Gewohnheiten 136
- 3.4.9. Armut und einfache Verhältnisse 152
- 3.4.10. „Harte, arbeitsame Kindheit“ 162
- 3.4.11. Idyllisierung der einfachen Verhältnisse 173
- 3.4.12. Lausbuben- und Schulgeschichten 175
- 3.4.13. Autoritäten 183
- 3.4.14. Die 1930er Jahre und die „Tausend-Mark-Sperre“ 190
- 3.4.15. Der „Anschluss“ und seine Bedeutung für die MontafonerInnen 195
- 3.4.16. NS-Propaganda in der Schule 210
- 3.4.17. In der Hitlerjugend 213
- 3.4.18. Im (Un-)Wissen um die NS-Verbrechen 221
- 3.4.19. Repressives NS-System 230
- 3.4.20. Auflehnung und Widerstand 235
- 3.4.21. Schwarzhandel, Schwarzschlachten, Schwarzhören 237
- 3.4.22. Kriegsbeginn und die „verlorenen Jahre“ 243
- 3.4.23. Von den Schrecken des Krieges 252
- 3.4.24. Gefangenschaft 263
- 3.4.25. Heimkehr 268
- 3.4.26. Krieg in Vorarlberg 273
- 3.4.27. Flüchtlingsgeschichten 278
- 3.4.28. Von Kriegsgefangenen und ZwangsarbeiterInnen 287
- 3.4.29. Von Deserteueren und „Waldhockern“ 294
- 3.4.30. Die drohende Staumauersprengung im Vermunt 297
- 3.4.31. Kriegsende 301
- 3.4.32. „Heimatverteidiger“ und Widerstandsbewegung bei Kriegsende 304
- 3.4.33. Die französische „Besatzung“ und die „Marokkaner“ 309
- 3.4.34. Entnazifizierung 324
- 3.4.35. Armut und einfache Verhältnisse in der Nachkriegszeit 329
- 3.4.36. Schmuggeln und Schmugglergeschichten 333
- 3.4.37. Wildern und Wilderergeschichten 337
- 3.4.38. Beruflicher Werdegang und Ausbildung 340
- 3.4.39. Wirtschaftlicher Aufschwung in der Nachkriegszeit 349
- 3.4.40. Neu-Anfang mit dem Tourismus 353
- 3.4.41. Urlaube mit der Familie 366
- 3.4.42. Liebe und Ehe 370
- 3.4.43. Geburt der Kinder 381
- 3.4.44. Unfälle und Krankheiten 385
- 3.4.45. Umgang mit dem Altern 393
- 3.4.46. Umgang mit Tod und Verlust 395
- 3.4.47. Naturkatastrophen 400
- 3.4.48. Mystisches und rätselhafte Begebenheiten 406
- 3.4.49. Kultur- und Jugendpessimismus 411
- 3.4.50. Geschlechterrollen und -bilder 414
- 4. Zusammenfassung und Synthese 421
- 5. Verzeichnisse und Nachweise 439