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Geographie, Land und Leute
Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert - Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
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345 men, als sozusagen sein Faktotum, für alles zuständig, also das Mädchen für alles. […] Da war ich eigentlich immer der Manager. Weil der Onkel hat nur gesagt: „Mach das und dieses und jenes.“ Und so weiter. Und ich habe das alles organisieren müssen, vom Kauf bis zur Lieferung. […] Und dann war unter anderem im Silbertal, haben wir Schnittholz, nein, Schleifholz für die Firma, ich weiß nicht, in Steyr, […] haben wir das Schleifholz gekauft. Das ist aus dem Silbertal hinten, vom Dürrwald da hinten, ganz hinten, Gafluna und so weiter. Ja, und das musste ich überwachen. Und bei den Flözarbeiten dabei sein müssen und so weiter. Und das hat sich über vierzehn Tage, drei Wochen, hingezogen. Da haben wir in Schruns die ganzen Waggons verladen. Da sind ganze Züge weggegangen. Das habe ich alles unter mir gehabt. Und danach war halt eines Tages, habe ich mit meiner Frau Samstag, Sonntag, weil ich gewusst habe, da habe ich frei, ausgemacht, wir machen da irgendeine Tour, irgendetwas. Ich bin gerne bergsteigen gegangen. […] Und dann am Tag davor kommt mein Onkel eines Tages in mein Zimmer, am Freitagabend. Hat er zu mir gesagt: „Ja du, morgen musst du ins Silbertal hinein, da muss man das und jenes flözen. Da musst du unbedingt dabei sein.“ Habe ich gesagt: „Nein Onkel, das kann ich nicht. Ich habe mit meiner Frau das ausgemacht, da mit meiner Freundin das ausgemacht. Und ich kann das jetzt nicht. Hät- test du mir am Wochenanfang das sagen können, dann hätte ich das halt nicht ausgemacht.“ – „Nein, du musst. Du musst es halt absagen.“ Habe ich gesagt: „Nein, das sage ich nicht ab. Das musst du einsehen, Onkel. Ich habe ein Privatleben auch.“ […] Und dann hat er gesagt: „Ja, dann kannst du grad gehen.“ Dann habe ich gesagt: „Ja, dann gehe ich.“ Habe ich mein „Glum- pat“441 gepackt und bin da herein zur KQ und habe ihr das erklärt. Und dann haben mich die Schwiegereltern da aufgenommen. Dann habe ich im Haus halt ein Zimmer bekommen. Und dann war ich natürlich plötzlich arbeitslos. PP ♂, geboren 1907: PP: Jetzt hat es geheißen, ja, auf Latschätz hinauf, Kleinhirt. Mein Gott, ich bin halt nicht gern auf das Latschätz hinauf, Kleinhirt. Da hab ich müssen am Morgen um drei aufstehen. Da hat man müssen das Vieh eintreiben. Mel- ken hab ich ja nicht müssen, aber, wie gesagt, am Morgen um drei aufstehen und das Vieh eintreiben. Dann hat vielleicht noch eine Kuh gefehlt, die hat man nicht gefunden. Dann hat man müssen die Kuh auch noch suchen. Und wenns „läd Wettr“442 … es ist zwar ein schöner Sommer gewesen, aber es hat doch auch hie und da geregnet. Und danach bin ich dann im Herbst heim- gekommen, und danach habe ich gesagt: „So, jetzt ist fertig. Ich gehe nicht mehr.“ Also, ich habe so verdrossen, so halt nicht in die Alpe wollen, es hat mir halt nicht getan. Fertig. – „Ich möchte halt Schreiner lernen.“ Ja, jetzt der Däta, hat er gefragt, in Vandans: „Ja, wir haben auch keine Arbeit.“ – „Wir 441 Sachen. 442 Schlechtwetter.
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Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
Subtitle
Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
Publisher
StudienVerlag
Location
Innsbruck
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
15.8 x 23.4 cm
Pages
464
Keywords
Oral history, biographical narratives, narrative traditions, lebensgeschichtliches Erzählen, Erzähltraditionen
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Einführung 13
  3. 1. Kritik des lebensgeschichtlichen Erzählens 17
    1. 1.1. Potenzial und Grenzen des biografischen Interviews 18
    2. 1.2. Entstehung und Funktion von Erinnerungen 22
      1. 1.2.1. Wahrnehmung 22
      2. 1.2.2. Kollektives, kulturelles, kommunikatives, autobiografischesGedächtnis 25
      3. 1.2.3. Erinnerung 29
    3. 1.3. Spezifika von Erzählungen im Rahmen lebensgeschichtlicher Interviews 31
      1. 1.3.1. Vom Erzählen zur Erzählung 32
      2. 1.3.2. Spezifika von Erzählungen im narrativen Interview 34
      3. 1.3.3. Spezifika lebensgeschichtlicher Erzählungen 35
    4. 1.4. Potenzial der Erinnerungserzählungen 42
  4. 2. Quellenmaterial, Forschungsziel und Auswertung 47
    1. 2.1. Zur Entstehung des Quellenmaterials 47
      1. 2.1.1. Der Idealtyp des narrativen Interviews und die Praxis 48
      2. 2.1.2. Die Arbeit mit dem erhobenen Quellenmaterial 50
      3. 2.1.3. Statistischer Überblick über die biografischen Interviews 52
    2. 2.2. Erinnerungspraxis und Erzähltradition: Definition und Forschungsziel 55
      1. 2.2.1. Zur Methodik der Auswertung und Analyse 58
      2. 2.2.2. Zur Darstellung der Ergebnisse 60
  5. 3. Erinnerungspraxis und Traditionen lebensgeschichtlichen Erzählens 63
    1. 3.1. Einstiege in die lebensgeschichtlichen Erzählungen 63
    2. 3.2. Leitlinien des lebensgeschichtlichen Erzählens 67
    3. 3.3. Topoi in lebensgeschichtlichen Erzählungen 71
    4. 3.4. Lebensgeschichtliche Erzählstoffe und Mustererzählungen 73
      1. 3.4.1. Sagenhaftes von den AhnInnen 74
      2. 3.4.2. AhnInnen als GastarbeiterInnen 78
      3. 3.4.3. Traditionelle Landwirtschaft 84
      4. 3.4.4. Zuerwerb zur Landwirtschaft 98
      5. 3.4.5. Niedergang der traditionellen Berglandwirtschaft 104
      6. 3.4.6. Modernisierung 112
      7. 3.4.7. Alltag im traditionellen Gefüge 127
      8. 3.4.8. Bräuche und Gewohnheiten 136
      9. 3.4.9. Armut und einfache Verhältnisse 152
      10. 3.4.10. „Harte, arbeitsame Kindheit“ 162
      11. 3.4.11. Idyllisierung der einfachen Verhältnisse 173
      12. 3.4.12. Lausbuben- und Schulgeschichten 175
      13. 3.4.13. Autoritäten 183
      14. 3.4.14. Die 1930er Jahre und die „Tausend-Mark-Sperre“ 190
      15. 3.4.15. Der „Anschluss“ und seine Bedeutung für die MontafonerInnen 195
      16. 3.4.16. NS-Propaganda in der Schule 210
      17. 3.4.17. In der Hitlerjugend 213
      18. 3.4.18. Im (Un-)Wissen um die NS-Verbrechen 221
      19. 3.4.19. Repressives NS-System 230
      20. 3.4.20. Auflehnung und Widerstand 235
      21. 3.4.21. Schwarzhandel, Schwarzschlachten, Schwarzhören 237
      22. 3.4.22. Kriegsbeginn und die „verlorenen Jahre“ 243
      23. 3.4.23. Von den Schrecken des Krieges 252
      24. 3.4.24. Gefangenschaft 263
      25. 3.4.25. Heimkehr 268
      26. 3.4.26. Krieg in Vorarlberg 273
      27. 3.4.27. Flüchtlingsgeschichten 278
      28. 3.4.28. Von Kriegsgefangenen und ZwangsarbeiterInnen 287
      29. 3.4.29. Von Deserteueren und „Waldhockern“ 294
      30. 3.4.30. Die drohende Staumauersprengung im Vermunt 297
      31. 3.4.31. Kriegsende 301
      32. 3.4.32. „Heimatverteidiger“ und Widerstandsbewegung bei Kriegsende 304
      33. 3.4.33. Die französische „Besatzung“ und die „Marokkaner“ 309
      34. 3.4.34. Entnazifizierung 324
      35. 3.4.35. Armut und einfache Verhältnisse in der Nachkriegszeit 329
      36. 3.4.36. Schmuggeln und Schmugglergeschichten 333
      37. 3.4.37. Wildern und Wilderergeschichten 337
      38. 3.4.38. Beruflicher Werdegang und Ausbildung 340
      39. 3.4.39. Wirtschaftlicher Aufschwung in der Nachkriegszeit 349
      40. 3.4.40. Neu-Anfang mit dem Tourismus 353
      41. 3.4.41. Urlaube mit der Familie 366
      42. 3.4.42. Liebe und Ehe 370
      43. 3.4.43. Geburt der Kinder 381
      44. 3.4.44. Unfälle und Krankheiten 385
      45. 3.4.45. Umgang mit dem Altern 393
      46. 3.4.46. Umgang mit Tod und Verlust 395
      47. 3.4.47. Naturkatastrophen 400
      48. 3.4.48. Mystisches und rätselhafte Begebenheiten 406
      49. 3.4.49. Kultur- und Jugendpessimismus 411
      50. 3.4.50. Geschlechterrollen und -bilder 414
  6. 4. Zusammenfassung und Synthese 421
    1. 4.1. Erzählstoffe und Leitlinien 422
      1. 4.1.1. Die 50 Erzählstoffe einer Durchschnittsbiografie 424
      2. 4.1.2. Ein Leben geprägt von Wandel 427
      3. 4.1.3. Arbeit als Lebensthema 428
      4. 4.1.4. Männer- und Frauenerzählungen 429
      5. 4.1.5. Geschichtliches und Lebensgeschichtliches 430
    2. 4.2. Erzählstrukturen und -strategien: Rechtfertigung, Idyllisierung, Vergleich 432
  7. 5. Verzeichnisse und Nachweise 439
    1. 5.1. Liste der anonymisierten ZeitzeugInnen 439
    2. 5.2. Literaturverzeichnis 440
    3. 5.3. Internetquellen 454
    4. 5.4. Abbildungsverzeichnis 454
    5. 5.5. Ortsregister 458
    6. 5.6. Personenregister 461
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