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In dieser Situation scheint es eine sinnvolle Option zu sein, dem homo
politicus den Menschen selbst entgegenzustellen, den Träger der humanitas,
das mit hohem Verantwortungsbewusstsein seine Bestimmung erfüllende
Geschöpf, das den Platz, den es in Welt und Gesellschaft einnimmt, so gut
wie möglich zu besetzen bestrebt ist, so, wie es dem ordo, nicht politischem
Kalkül entspricht: Die Quellen, aus denen sich die vorliegende Studie speist,
erlauben dies in hohem Maße – und ohne Preisgabe wissenschaftsethischer
Ansprüche, die mit Betroffenheit durchaus vereinbar sind. In der Ausein-
andersetzung mit totalitären Systemen ist es besonders wichtig, sich nicht
von den eindeutig klingenden Ergebnissen der „terrible simplificateurs“ (J.
Burckhardt) aus dem vermeintlich streng rationalen Lager blenden zu las-
sen. Thema der Arbeit sind nicht die äußeren Merkmale einer bestimmten
Form von Demokratie bzw. einer Diktatur (oder wie immer man das politi-
sche System in Österreich in den Jahren 1933–1938 benennen kann), son-
dern ein Verständnis von Politik, das über das Tages-, wenn nicht sogar das
Zeitgeschehen hinausgehende Weltsichten und Werthaltungen der Akteure
in den Blick nimmt.
Die vielen Personen, denen ich innigen Dank schulde, an dieser Stelle zu
nennen, ist nicht möglich. Eine Ausnahme muss ich für Brigitte Mazohl,
Innsbruck, machen, die mich, wiewohl nicht meine Lehrerin im eigentlichen
Sinn des Wortes, als Mentorin und Förderin schon seit vielen Jahren beglei-
tet und mir Mut machte, die Studie in Innsbruck als Habilitationsschrift
einzureichen: Was nunmehr zum Druck kommt, ist eine gekürzte und leicht
überarbeitete Fassung dieser 2013 approbierten Arbeit. Ähnliches gilt für
Helmut Alexander, Innsbruck, der mir durch sein breites Wissen und sein
entsagungsvolles Arbeiten seit jeher Vorbild ist: Er war einer der Ersten,
denen ich das Manuskript anvertraute. Als weitere Leser, deren Urteil mir
viel bedeutete, muss ich Marjan Cescutti, Bozen, und Eleonore de Felip,
Innsbruck, nennen. Anregende Kritik kam von Ernst Hanisch und Laurence
Cole, beide Salzburg, Karl Vocelka, Wien, und Margret Friedrich, Innsbruck.
Wichtige Sachinformationen aus schwer zugänglichen Quellen und Lite-
raturhinweise gaben mir mit größter Bereitwilligkeit Franz Adlgasser und
Georg Pawlik, Wien, Hansjörg Hager und Margit Oberhammer, Bozen, sowie
Wilhelm Wadl, Klagenfurt.
Mein wärmster Dank gebührt indes Hans Heiss, Brixen: Obwohl er nie
ein Hehl daraus machte, dass ihm das Thema „Stände“ persönlich kein Her-
zensanliegen ist, anerkannte er dessen Wichtigkeit und sprach mir beharr-
lich Mut zu, daran weiterzuarbeiten. Die „ja, aber ...“, die er bei der Lektüre
des Manuskripts immer wieder an den Rand schrieb, waren zwar mitunter
ernüchternd, aber viele von ihnen glaubte ich ernst nehmen zu müssen. Es
ist ihm hoch anzurechnen, dass er bei allen Vorbehalten stets zwischen welt-
VORWORT14
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Titel
- „Berufsstand“ oder „Stand“?
- Untertitel
- Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Autor
- Erika Kustatscher
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20341-4
- Abmessungen
- 17.4 x 24.6 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Abkürzungen und Siglen 17
- 1. Das Erkenntnisinteresse 19
- 2. Zur Methode 45
- 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
- 3.1 Österreich 1918–1938 59
- 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
- 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
- 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
- 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
- 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
- 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
- 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
- 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
- 5. Der Mensch ist Person 211
- 6. Standesbewusstsein 301
- 7. Die berufsständische Ordnung 435
- 8. Staat und Gesellschaft 487
- 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
- 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
- 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
- 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
- 8.5 Das Autoritäre 503
- 8.6 Schul- und Volksbildung 511
- 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
- 9. Resümee: status ist ordo 527
- 10. Anhang 541
- 11. Quellen und Literatur 580