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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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weiterer Raum auszuleuchten als der durch das Stichwort „Stand“ allein gekennzeichnete. Die Komplexität der Thematik zeigt sich nicht zuletzt am Faktum, dass gesellschaftspolitische Fragen in den Reihen der konservativen Zeitgenos- sen bei allem Gleichklang im Grundsätzlichen in den Details unterschiedlich bewertet wurden – wie überhaupt von weltanschaulicher Homogenität nur mit Vorbehalt gesprochen werden kann. Unter der Oberfläche gab es Inte- ressengruppen224, die zum Teil auch gegeneinander operierten.225 Interessant sind manche durchaus kritische Äußerungen von Mandataren über andere Mandatare.226 Als heuristisch einschränkend erweist sich der Umstand, dass der „An- schluss“ bereits zu einer Zeit erfolgte, da das groß angelegte Konzept nicht einmal in Ansätzen umgesetzt war. Den politischen Protagonisten der Zeit war die Vorläufigkeit all dessen, was sie taten, bewusst.227 Bei den Manda- taren kommt hinzu, dass ihre Handlungsspielräume eng waren. Dass es sich gleichwohl um sehr ernst zu nehmende (und genommene) Persönlichkeiten handelte, zeigt schon allein der Umstand, dass gerade die profiliertesten unter ihnen im April 1938 in sogenannten Prominententransporten nach Dachau gebracht wurden.228 Auch Karl D. Brachers im Vergleich gewonnene Erkenntnis, dass in Österreich demokratische Optionen länger bestanden hätten als in Deutschland, dass das Wählerpotential für den Radikalismus kleiner gewesen sei und – dies vor allem – dass personale Aspekte eine un- gleich größere Bedeutung gehabt hätten229, weckt das Interesse an dem, was in den politischen Akteuren vorging, die in Gestalt einer „Krisendiktatur“ eine besondere Variante der Kriegsregime in den kleineren Nachkriegs- demokratien realisierten.230 224 Zur soziologischen Zusammensetzung der Regierungen vgl. stimmer, Eliten, 824–840. 225 enderle-burcel/neubauer-cZettl, Staat im Umbruch, 424; sPielhofer, Pressefreiheit, 149. 226 Friedrich Funder stellte zu Edmund Glaise von Horstenau fest: „Ein springlebendiges Temperament, sympathisch, vielseitig gebildet, politisch zwischen Christlichsozialen und Deutschnationalen stehend, der Typus des wohltrainierten Intellektuellen, begabt mit den Vorzügen und Schwächen des Österreichers.“; funder, Sturm, 246 f.; der auf diese Weise Beurteilte ging selbst mit seinen Zeitgenossen hart ins Gericht; Guido Zernatto warf er „na- menlosen Ehrgeiz“ vor und nannte ihn einen „Bajazzo“, den er nicht ernst nehmen könne; Glaise-horstenau, Erinnerungen, 154. 227 adam, Die neue Taktik, 31; braun, Der politische Lebensweg, 248; dachs, Franz Rehrl, 249; meister, Der Staatslenker, 88 f.; Zernatto, Die Wahrheit, 98; vgl. auch P. berGer, Kurze Geschichte, 153; tálos, Herrschaftssystem (2013), 96; wiltscheGG, Heimwehr, 101. 228 G. hartmann, CV, 149 f.; zu den in der österreichischen Forschung lange vernachlässigten Details vgl. Kindermann, Österreich, 337–340. 229 bracher, Zwischen Machtvakuum, 218. 230 bracher, Zwischen Machtvakuum, 212. 1.3 DAS ARBEITSVORHABEN 43
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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