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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Gesellschaft113, aber auch ein starker Antisemitismus.114 Die Ideen von 1789 bereiteten Eberle Unbehagen. Aus seinem antirationalistischen Geschichts- bild resultierte eine nicht immer sachliche Kritik an Liberalismus, Kapita- lismus und Sozialismus.115 Gern hob Eberle kulturelle Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und Österreich hervor.116 Eines seiner leitenden Prinzipien war die Absicht, dem Nationalsozialismus den Wind aus den Segeln zu nehmen.117 Er hoffte, der di- rekten Konfrontation mit dem Dritten Reich entgehen zu können, indem sich das Blatt auf die rein geistige Ebene zurückzog.118 Sein 1945 erschienenes Buch Das Los der christlichen Presse im Dritten Reich, beleuchtet am Beispiel der Zeitschrift „Schönere Zukunft“, in dem sich die in der Zwischenkriegszeit kultivierten konservativen Ideale verdichten, belegt seine innere Ferne vom Nationalsozialismus. Er hatte aber zu bedenken, dass zwei Drittel der Leser seines Blattes in Deutschland lebten.119 Und es mussten auch Rücksichten auf die deutsche Regierung genommen werden, damit es nicht verboten wer- de.120 Friedrich Funder, einer der vehementesten Gegner des Nationalsozia- lismus in Österreich, war einer von wenigen, die dies erkannten; er bezeich- nete NR und SZ als „Spitzenleistungen vornehmster Publizistik“.121 Obwohl Eberles Bemühungen um einen Ausgleich Österreichs mit dem Dritten Reich nicht in die Substanz gingen122, vermitteln die Bezugnahmen auf den Nationalsozialismus mitunter ein verzerrtes Bild desselben; die Un- terschiede zum eigenen Denken wurden zu wenig akzentuiert.123 Auch las- sen sich im Laufe der Zeit Veränderungen wahrnehmen: Waren 1930 noch im echten Sinne konservative Anliegen vorrangig, traten seit 1931 verfäng- liche Formulierungen häufiger auf. 1933 wurde die redaktionelle Linie noch weiter im Sinne einer Rücksichtnahme auf Deutschland modifiziert. Aller- dings wehrte sich Eberle nach Kräften gegen jede Gleichschaltung, und er war sich auch der Problematik des Verschweigens bestimmter Vorkomm- 113 ePPel, Zwischen Kreuz, 101–107. 114 ePPel, Zwischen Kreuz, 40 und 144–192; hofer, Joseph Eberle, 152; O. weiss, Rechtska- tholizismus, 20 f. 115 ePPel, Zwischen Kreuz, 83 f. und 94–97; hofer, Joseph Eberle, 126. 116 ePPel, Zwischen Kreuz, 138; connelly, From Enemy, 94. 117 ePPel, Zwischen Kreuz, 39–44 und 343 f; skeptisch die diesbezüglichen Formulierungen bei O. weiss, Rechtskatholizismus, 18 f.; vgl. auch seefried, Reich, 217–221. 118 ePPel, Zwischen Kreuz, 303. 119 schweitZer, Volkstumsideologie, 61. 120 ePPel, Zwischen Kreuz, 277 f. 121 hofer, Joseph Eberle, 107. 122 hofer, Joseph Eberle, 352 f. 123 ePPel, Zwischen Kreuz, 93 und 139–141. 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE RAHMEN70
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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