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mit der CSP158 und anderen Eliten.159 Durch eine gewisse Prädisposition für
autoritäre Stile war eine Gemeinsamkeit mit der Heimwehr gegeben.160 Ins-
gesamt gilt der CV als starke Stütze des Ständestaates.161
Nach den Vorstellungen der leitenden Altherrenclique sollte der CV eine
Intelligenzbewegung sein.162 Als wichtiges Prinzip galt die Lebensfreund-
schaft: Eine intensive Sozialisation in der Studentenzeit legte den Grund
für eine langfristige Einflussnahme auf die Politik, direkt oder über Vorfeld-
organisationen.163 Von zwölf Bundeskanzlern der Zwischenkriegszeit waren
acht CVer.164 Bei der Neubesetzung von Stellen in den Jahren 1934–1938
kamen CVer stark zum Zuge.165 Ein eindrückliches Beispiel für die Trag-
fähigkeit der in den katholischen Studentenverbindungen geknüpften per-
sonellen Netze ist die Wiener Bürgerschaft unter Bürgermeister Richard
Schmitz.166 Anton Rintelen beobachtete diese Entwicklung mit Sorge167; al-
lerdings hatten gerade für seinen politischen Kontrahenten Dollfuß168 Sach-
kenntnis und Qualifikation Vorrang, und er ließ – im Rahmen seines autori-
tären Politikverständnisses – keinen Nepotismus aufkommen.169
Manche CVer wünschten den Anschluss an Deutschland, stärker war
aber die Gruppe derer, die eine Infiltration mit nationalsozialistischem
Gedankengut fürchteten. Diese österreichischen Verbindungen traten im
Juli 1933 aus dem deutschen CV aus und organisierten sich neu.170 Fried-
rich Funder, ein Mandatar, der die Prinzipien des CV zeit seines Lebens
447 (E. hanisch); wandrusZKa, Struktur, 338.
158 G. hartmann, Eliten, 228–231; PoPP, Der CV, 257 f.; stimmer, Eliten, 140–144.
159 stimmer, Eliten, 526.
160 Gehler, Hochschule, 19.
161 binder, Politischer Katholizismus, 49–53; leischinG, Die römisch-katholische Kirche, 181–
183; PoPP, Der CV, 167–169; stimmer, Eliten, 529–531.
162 PoPP, Der CV, 170.
163 PoPP, Der CV, 135 f. und 253 f.; Gehler, Hochschule, 21; schöPfer, Umbrüche, 339.
164 G. hartmann, Im Gestern, 322; PoPP, Der CV, 163; Engelbert Dollfuß gehörte vor dem Ers-
ten Weltkrieg zu den führenden Köpfen der Studentenfunktionäre; JaGschitZ, Dollfuß, 191;
miller, Engelbert Dollfuß, 23–25; Kurt Schuschnigg spielte in der Verbindung Austria eine
wichtige Rolle; fritZ, Farben tragen, 320–322; GoldinGer, Schuschnigg, 219.
165 PoPP, Der CV, 244–253; G. waGner, Hochschülerschaft, 284; Ehrenmitglieder waren Otto
Ender, Leopold Kunschak, Julius Raab, Franz Rehrl, Josef Reither, Josef Resch, Richard
Schmitz, Carl Vaugoin; PoPP, Der CV, 161 f.; fritZ, Farben tragen, 156, 296–298 und 301 f.
166 G. hartmann, Eliten, 230 f.; seliGer, Scheinparlamentarismus, 279.
167 rintelen, Erinnerungen, 249.
168 Zum schwierigen Verhältnis der beiden Politiker vgl. Karner, Steiermark, 33 und 37 f.;
sonnleitner, Widerstand, 55 f.
169 miller, Engelbert Dollfuß, 75 f.
170 binder, Politischer Katholizismus, 56–59; G. hartmann, Der CV, 83.
3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE
RAHMEN74
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Titel
- „Berufsstand“ oder „Stand“?
- Untertitel
- Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Autor
- Erika Kustatscher
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20341-4
- Abmessungen
- 17.4 x 24.6 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Abkürzungen und Siglen 17
- 1. Das Erkenntnisinteresse 19
- 2. Zur Methode 45
- 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
- 3.1 Österreich 1918–1938 59
- 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
- 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
- 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
- 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
- 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
- 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
- 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
- 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
- 5. Der Mensch ist Person 211
- 6. Standesbewusstsein 301
- 7. Die berufsständische Ordnung 435
- 8. Staat und Gesellschaft 487
- 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
- 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
- 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
- 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
- 8.5 Das Autoritäre 503
- 8.6 Schul- und Volksbildung 511
- 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
- 9. Resümee: status ist ordo 527
- 10. Anhang 541
- 11. Quellen und Literatur 580