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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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will es – darin einen besonderen Vorzug sehen, dass, soweit die politischen Gegensätze die Menschen, die auf demselben Schicksals- und Arbeitsgebiet zusammengedrängt sind, voneinander trennen mögen, unsere Gemeinden [...] so verschiedenen Menschen geistliche Herberge zu geben imstande sind und dadurch wirklich Gemeinden – etwas Grundverschiedenes als Ver- eine –, das heißt eine Vielheit [...] sind.“203 Ein weiterer evangelischer Geistlicher, der loyal zum Ständestaat stand, war Jakob Ernst Koch; dass ihn der CS als „bodenständigen Österreicher“ bezeichnete, der dem evangelischen Christentum zu hoher Wertschätzung verhelfe, steht für den ehrlichen Willen zur Integration. So wie im Kreis um Dietrich von Hildebrand „gewisse Missverständnisse von evangelischer Seite“ bedauert wurden, kritisierte Koch manche evangelische Christen für ihr „Schielen nach dem Nationalsozialismus“. Er hielt Bundeskanzler Doll- fuß zugute, dass er alles unternommen habe, um diese Ideologie – wie auch den Marxismus – zu bekämpfen, und zeigte Verständnis für die immense Schwierigkeit dieser Aufgabe. Für die Berufung von Vertretern der evange- lischen Kirche in die vorberatenden Organe war er dankbar, und er bezeich- nete es als gemeinsames Anliegen der katholischen und der evangelischen Christen, gegen den „Geist der Entkonfessionalisierung“ der Schule vorzu- gehen. Es sei nicht gut, dass manche Katholiken die Protestanten „in einer Reihe mit dem Freisinn“ sähen: Hass gegen die jeweils andere Kirche dürfe es nicht geben.204 Den Juden gegenüber herrschte eine zwiespältige Haltung, und zwar in allen Lagern205; besonders in kleinbürgerlichen Kreisen der CSP waren die seit jeher bestehenden Vorbehalte unauslöschlich.206 Ein gewisser Druck kam aus Italien, wo man der Meinung war, durch Antisemitismus könne dem Nationalsozialismus der Wind aus den Segeln genommen werden.207 Stellvertretend für das Denken vieler Zeitgenossen dürften die 1933 in der SZ geäußerten Vorbehalte gegen die Übermacht der Juden sein, die vor al- lem an Universitäten sowie in Presse und Kultur bestehe.208 Von „prakti- 203 stoeKl, Die evangelische Kirche, 14. 204 CS 13. 9. 1936 (J. E. Koch). 205 schmit, „Im Namen“, 143; tálos, Herrschaftssystem (2013), 474–487. 206 carsten, Faschismus, 263 f.; connelly, From Enemy, 106 f.; Gober, Schule, 64 f.; KöniGse- der, Antisemitismus, 59–62; mittelmeier, Austrofaschismus, 105–108 und 112 f.; Payne, Geschichte, 83; schweitZer, Volkstumsideologie, 84–86; tálos, Herrschaftssystem (2013), 459 und 471; wohnout, Bürgerliche Regierungspartei, 186 f. 207 maderthaner/maier, Der Führer, 66–68; mittelmeier, Austrofaschismus, 108–111. 208 SZ 24. 12. 1933 (J. messner); vgl. rathKolb, Erste Republik, 507 f. 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE RAHMEN78
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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