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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Antijudaismus und Antisemitismus nicht leicht.220 Mehr Akzeptanz fand das nationale und religiöse Judentum, weniger das assimilierte. Für die Juden sprach deren Wunsch nach Erhaltung Österreichs als unabhängiger Staat, zudem ihr Lob der Habsburger und der katholischen Kirche als Säulen des Österreichertums.221 Auch bejahten sie das ständische Prinzip, zeigten Sym- pathien für den autoritären Gedanken und verurteilten die „Formaldemo- kratie“ (Kap. 4.2).222 Stellvertretend für jene, die aus den genannten Grün- den loyal zum Ständestaat standen, sei Sigmund Freud genannt.223 Politische Krisen der dreißiger Jahre Das eigentliche Feindbild der Bundesregierung waren indes die National- sozialisten und die Sozialdemokraten. Obwohl die Ersteren im Januar 1934 ihren Terror in Österreich intensivierten224, galt Letzteren mehr Aufmerk- samkeit.225 Am 12. Februar 1934 forderten Kämpfe zwischen Mitgliedern des Schutzbundes, der die in Gang befindliche Illegalisierung der Sozial- demokratie nicht länger zu tolerieren bereit war, und der Regierung meh- rere hundert Tote.226 Die katholische Kirche trug diese Politik weitgehend mit227: Sie sei der Regierung „von unglücklichen Fanatikern aufgezwungen“ worden228, so die mit Blick auf die Befindlichkeit des Kanzlers („eine be- sonders radikale Form politischer Panik“229) und den aus Italien kommen- den Druck230 verständliche, wenn auch nicht zu teilende Deutung.231 In der Folge wurde die Verfassung durch eine ständisch-autoritär ausgerichtete ersetzt, die am 1. Mai kraft eines Ermächtigungsgesetzes verlautbart wurde (Kap. 3.7).232 220 connelly, From Enemy, 96–99. 221 madereGGer, Die Juden, 67–69; tálos, Herrschaftssystem (2013), 78. 222 madereGGer, Die Juden, 88. 223 Payne, Geschichte, 308 f. 224 wohnout, Dreieck, 87 f. 225 tálos, Herrschaftssystem (2013), 49–53 und 283–285. 226 P. berGer, Kurze Geschichte, 165 f.; botZ, Gewalt, 246–258; maderthaner, 12. Februar, 175–183; Versuch, beide Seiten zu verstehen: GoldinGer/binder, Geschichte, 221. 227 ebner, Politische Katholizismen, 171 f. 228 v. hildebrand, Engelbert Dollfuß, 27. 229 KluGe, Ständestaat, 61. 230 weinZierl, Zeitgeschichte, 223–227. 231 dreidemy, Der Dollfuß-Mythos, 111; Konrad, Der 12. Februar 1934, 97 f.; rathKolb, Erste Republik, 499 f.; wohnout, Bürgerliche Regierungspartei, 201; wohnout, Dreieck, 89. 232 brauneder, Verfassungsgeschichte, 234 f.; neGer, Verfassung, 45–48 und 69 f.; tálos/ma- noscheK, Aspekte, 125 f. 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE RAHMEN80
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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