Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Seite - 101 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 101 - in „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit

Bild der Seite - 101 -

Bild der Seite - 101 - in „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit

Text der Seite - 101 -

so Messner, sei in der Verfassung zwar zu berücksichtigen, solle aber nicht deren Grundlage sein, weil sie von der staatlichen „wesenhaft verschieden“ sei. Sie verlange kein bestimmtes Wirtschaftssystem, sondern müsse als Ge- sellschaftsordnung von der politischen Ordnung getrennt sein.435 Messners Ruf, „der offizielle Chefideologe des Ständestaates“ gewesen zu sein436, bedarf einer differenzierten Analyse; sein Anteil an der Vorbereitung der Maiverfassung ist in der Forschung umstritten.437 1934 distanzierte er sich vom Begriff „Ständestaat“ und sprach von „Ständedemokratie“.438 In der Frage der Parteien waren seine Einschätzungen schwankend. Während er sich in einem 1935 erschienenen Dollfuß-Buch439 negativ über sie äußerte, räumte er ihnen ein Jahr später in seinem Hauptwerk Die Berufsständische Ordnung eine gewisse Berechtigung ein.440 1935 war er Mitorganisator einer von Kardinal Innitzer, Fürstbischof Waitz und Friedrich Funder geleiteten Tagung in Wien über die berufsständische Ordnung.441 Messners Hauptwerk war unter den Zeitgenossen umstritten: Die MSchKP führte dies darauf zurück, dass die geistigen Voraussetzungen der neuen Ordnung erst erarbeitet werden müssten. Viele seien enttäuscht, weil sie sich zu rasche Erfolge erwartet hätten; auch lebe noch zuviel Klassen- geist weiter.442 Ein sehr gutes Zeugnis stellte dem Werk der 1928/29 an der Universität Graz443 und seit der Flucht vor den Nationalsozialisten in Istan- bul lehrende deutsche Nationalökonom Wilhelm Röpke444 aus, der Messner zugute hielt, dass er die Notwendigkeit gesehen habe, „Probleme höherer Ordnung“ zu lösen, und vor allzu straffer Organisation gewarnt habe.445 Auch Minister Ludwig Strobl lobte das Buch.446 Offen bleibt, ob es Messners Einfluss zuzuschreiben ist, dass 1937 selbst Kurt Schuschnigg einräumte, 435 messner, Ordnung, 66; vgl. LThK/III 2 (1994), 300 f. (A. rauscher); novotny, Der berufs- ständische Gedanke, 214; rumPler, Ständestaat, 240; streitenberGer, Leitbild, 178. 436 rumPler, Ständestaat, 231. 437 Wenig Einfluss nehmen an: ludwiG, Österreichs Sendung, 189; rumPler, Ständestaat, 236; (großen) Einfluss hingegen: busshoff, Berufsständisches Gedankengut, 14; falle, Wur- zeln, 38–40; Klose, Geistige Grundlagen, 58; novotny, Der berufsständische Gedanke, 212; streitenberGer, Leitbild, 132. 438 PytliK, Berufsständische Ordnung, 66. 439 Vgl. weiler, Ethik, 37 f. 440 Ein Vorabdruck der wichtigsten Thesen erschien 1936: MSchKP 1, 869–880 (J. messner). 441 PytliK, Berufsständische Ordnung, 63–69; streitenberGer, Leitbild, 162. 442 MSchKP 2, 166 f. 443 habermann, Das Maß, 11 und 201 f. 444 Vgl. das Biogramm bei mooser, Liberalismus, 137–141. 445 MSchKP 2, 325–332 (W. röPKe). 446 MSchKP 2, 414–427 (L. strobl). 3.4 DIE ENZyKLIKA QUADRAGESIMO ANNO UND DIE KATHOLISCHEN SOZIALTHEORETIKER 101
zurück zum  Buch „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit"
„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„Berufsstand“ oder „Stand“?