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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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ner Begrifflichkeit gelegen haben, die selbst Vokabeln wie „wahrer Kommu- nismus“ oder „Urkommunismus“ nicht scheute.472 Ebenfalls auf die Arbeiterschaft ausgerichtet, teilweise im Gleichklang mit Orel473, war das Denken von Ernst Karl Winter. Wiewohl seiner Grund- einstellung nach katholisch und konservativ (in der Tradition Vogelsangs474), in der Jugend sogar der Action Française, einer korporativistischen politi- schen Intellektuellenbewegung475, nahestehend476, bemühte er sich, auch die Sozialdemokraten zur Mitarbeit im Staat zu gewinnen.477 Davon über- zeugt, dass es eine soziale Ordnung außerhalb der Rechtsordnung (im Sinn Hans Kelsens) gebe478, kritisierte er an dieser Partei, sie hätte die politische und die soziale Revolution verwechselt: In Wirklichkeit könne die politische Revolution die soziale nicht vorantreiben.479 Daher hielt er die Verbindung eines radikal sozialreformerischen Programms mit politischem Konservatis- mus für möglich.480 Als überzeugter Gegner des „Anschlusses“ forderte er, auch die Linke für die Eigenständigkeit Österreichs zu gewinnen.481 Am 10. März 1933 erläuterte Winter in einem Brief an Bundespräsident Miklas482, den „aus konservativer Verantwortung für das Ganze stammenden Gedan- ken der Verständigung aller Gruppen des Staates“ und forderte den Brü- ckenschlag zur Opposition.483 Am 1. April schrieb er dem Staatsoberhaupt, es sei ein tiefes Gerechtigkeitsgefühl, das „die letzte Wurzel des konservativen Denkens ausmacht“. Auch ohne Sozialist zu sein müsse man den Brücken- schlag mit der Linken vornehmen.484 Der 12. Februar 1934 bedeutete für Winter das Scheitern seines Verstän- digungsversuchs; er war aber weiterhin bereit, sich der Arbeiter anzuneh- men.485 Mit der sogenannten Aktion Winter startete er einen in Vorträgen 472 neGer, Verfassung, 24. 473 reichhold, Anton Orel, 28. 474 anZenbacher, Christliche Sozialethik, 144; bader, Ernst Karl Winter, 364; heinZ, E. K. Winter, passim; hoPfGartner, Schuschnigg, 132 f. 475 Kondylis, Konservativismus, 460–462; Payne, Geschichte, 58. 476 O. weiss, Rechtskatholizismus, 22. 477 bader, Ernst Karl Winter, 363; binder, Der „Christliche Ständestaat“, 219; diamant, Katho- liken, 203; marKo, Ernst Karl Winters Kritik, 128. 478 bader, Ernst Karl Winter, 369; diamant, Katholiken, 205. 479 marKo, Ernst Karl Winters Kritik, 148. 480 bader, Ernst Karl Winter, 365; diamant, Katholiken, 208; sehr prägnant seine eigenen For- mulierungen im amerikanischen Exil; ePPel, Österreicher 2, 239 und 284 f. 481 Potočnik, Bewusstsein, 135–137; seliGer, Scheinparlamentarismus, 31. 482 lanG, Bundespräsident Miklas, 113–118. 483 heinZ, E. K. Winter, 19 f. 484 heinZ, E. K. Winter, 26. 485 heinZ, E. K. Winter, 173. 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE RAHMEN104
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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