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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Zum erfolgreichen Abschluss des Konflikts schickte Starhemberg dem Duce ein Glückwunschtelegramm.783 Dieser ohne Wissen des Bundeskanz- lers gesetzte Akt, der für Starhemberg im Mai die Entlassung als Vizekanz- ler zur Folge hatte784, löste negative Reaktionen der britischen und französi- schen Diplomatie aus.785 Mussolini zeigte zwar Verständnis, er wollte – und konnte – aber seine Zusagen hinsichtlich der Unabhängigkeit Österreichs nicht mehr aufrecht halten.786 Am 16. Mai 1936 erklärte er dem Heimwehrführer, was später sein neuer Außenminister und Schwiegersohn Galeazzo Ciano mit Richard Schüller besprechen sollte787, nämlich dass im Fall eines Angriffs Deutsch- lands auf Österreich aus Italien keine Hilfe mehr zu erwarten sei.788 Fried- rich Funder schätzte die Lage daher richtig ein, wenn er den Abessinien- krieg die „Schicksalswende Österreichs“ nannte.789 Erschwerend kam eine Zuspitzung des Konflikts zwischen der christlichsozial-demokratischen und der faschistischen Richtung innerhalb der Heimwehr hinzu. Der Bundes- kanzler bekräftigte seinen Willen zur Beibehaltung des autoritären Kurses, erklärte aber auch, dass für Österreich eine dem Faschismus völlig analoge Ordnung nicht in Frage komme.790 Im Juni besuchte er Mussolini auf dessen Sommersitz in Rocca delle Ca- minate nahe seinem Geburtsort Predappio, um ihn über zuvor geführte Ge- spräche mit Franz von Papen zu informieren.791 Er hatte den aufrichtigen, im Licht der nachfolgenden Ereignisse freilich naiven Willen zur „Wieder- herstellung der alten, naturgegebenen Freundschaft Oesterreichs mit dem Deutschen Reich“. Dass ihn der Duce dabei zu unterstützen vorgab792, hatte freilich andere Gründe, denn Italien war nach dem Abessinienkrieg auf einen mächtigen Verbündeten angewiesen, und diesen sah es in Deutsch- land.793 Daher waren es nur hohle Worte, wenn Mussolini versicherte, Öster- reich sei durch die enger werdende Freundschaft Italiens mit Deutschland „mehr denn je und verlässlicher gesichert“.794 Kurt Schuschnigg machte ihm 783 britZ, Die Rolle, 132–134. 784 binder, Der „Christliche Ständestaat“, 219 f.; orlando, Rolle, 62–64. 785 G. stourZh, Außenpolitik, 328. 786 britZ, Die Rolle, 12; de felice, Breve Storia, 84; scholZ, Italienischer Faschismus, 436. 787 nautZ, Unterhändler, 154; zu Ciano vgl. österreicher, Fulvio Suvich, 93 f. 788 niGlia, Mussolini, 77. 789 G. stourZh, Außenpolitik, 326; stuhlPfarrer, Außenpolitik, 331 f. 790 schmölZer, Beziehungen, 203–206. 791 ara, Österreichpolitik, 117 f.; schmölZer, Beziehungen, 208 f. 792 K. schuschniGG, Requiem, 226. 793 di nolfo, Rapporti, 77 f. 794 K. schuschniGG, Requiem, 184; vgl. auch ebd. 246. 3.5 DIE NACHBARSCHAFT DES FASCHISTISCHEN ITALIEN 135
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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