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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Zu Fragen der Gesellschaft zitierte die MSchKP 1937 mit sichtlicher Di- stanz eine faschistische Programmzeitschrift, der zufolge die menschlichen Beziehungen nicht zwischen Einzelpersonen, sondern zwischen diesen und höheren Gemeinschaften wie Familie, Partei, Gewerkschaft bestünden.867 Ein im selben Jahr erschienener Bericht über eine Deutschlandreise Mus- solinis erhielt den vielsagenden Titel Politisches Schaugepränge: Der Emp- fang, bei dem die Filmtechnik entscheidend mitgewirkt habe, zeige, dass Diktatoren „den Glanz als Spiegel ihrer Macht“ liebten; er sei in höherem Maß von psychologischem als von politischem Interesse.868 Im Gegensatz dazu war die SZ voll des Lobes für die „kluge und vorausschauende“ Film- politik des italienischen Faschismus, der das Kino zu einer Volksbildungs- stätte machen wolle.869 Die Stimmen, die Mussolinis Staat grundsätzlich guthießen, stammten zum größeren Teil nicht direkt aus Österreich. Der Bezug zu diesem Land ergibt sich aber durch die Person Othmar Spanns, des Herausgebers der in Berlin erscheinenden Zeitschrift StL, die 1931–1937 die Entwicklung in Italien mit Interesse verfolgte. Die Rezeption der Gedanken dürfte vorwie- gend in Deutschland erfolgt sein, aber in Österreich war das Blatt ebenfalls verfügbar. Die Mehrzahl der Mitarbeiter hatte ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland, es kamen aber auch Österreicher zu Wort. Soweit die Curri- cula rekonstruierbar sind (Kap. 10.4), fällt in mehreren Fällen eine intellek- tuelle Sozialisation in beiden Ländern auf. Zahlreich vertreten waren Schü- ler Spanns bzw. ihm nahestehende Personen, darunter sein Sohn Rafael. Von den Mandataren des Ständestaates publizierte im StL nur Richard Ker- schagl, der im italienischen Faschismus die ideale Verwirklichung von QA sah.870 1931 nahm Rafael Spann eine Rede Mussolinis vom 27. Oktober 1930 zum Anlass, den Übergang des Faschismus von einer Bewegung „zu einer theoretisch begründeten staatstragenden Körperschaft“ zu beschreiben. Ausgehend von den schweren, den liberalen Regierungen vor dem Ersten Weltkrieg angelasteten sozialen Problemen Italiens würdigte er die faschis- tische Neugestaltung im Sinn einer ständischen Gliederung des Volkes.871 In einem späteren Heft desselben Jahrgangs erschien aus Rafael Spanns Feder eine Sammelanzeige faschistischer politischer Literatur: Diese zeige, dass 867 MSchKP 2, 579. 868 MSchKP 2, 918. 869 hofer, Joseph Eberle, 300. 870 KerschaGl, Die Quadragesimo anno, 29– 35; zur Kritik an Kerschagls Werk vgl. wohnout, Verfassungstheorie, 169, Anm. 149, und 341; B. dachs, Richard Kerschagl, 28 f.; senft, Im Vorfeld, 101. 871 StL 1931, 49–51 (R. sPann). 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE RAHMEN146
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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