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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Marsch auf Rom, die Zeit gekommen, den spektakulären Aktionen die The- orie folgen zu lassen. In diesem Zusammenhang unterzog er die Lehre der Volkswirtschaft an den italienischen Universitäten, die in der liberalen Tra- dition stehe, harscher Kritik. Es gehe nicht an, den Studierenden zu ver- mitteln, dass die Wirtschaft einzig nach Naturgesetzen ablaufe, vielmehr müssten sie auf Eingriffe des Staates vorbereitet werden. Er forderte eine theoretische Wirtschaftslehre, die ihren Ausgang nicht vom Individuum, sondern von der Gemeinschaft nehme.884 Diese Gedanken wiederholte er im Rahmen eines am 9. Juni 1933 vor der Confederazione Nazionale Fas- cista del Commercio in Rom gehaltenen Vortrags.885 Noch weiter ging Rafael Spann, der von einem „Kampf um die geistige Gleichschaltung in Italien“ sprach. Für das Land sei es unerlässlich, ein „arteigenes Geistesgut“ zu bestimmen, wenn es mittelfristig nicht seinen liberalen Gegnern erliegen wolle. So müsse beispielsweise für eine Umgestaltung des Lehrkörpers in Universität und Schule gesorgt werden; gerade in den Geisteswissenschaf- ten sei das Problem groß, hier sei die bloße Mitgliedschaft in der Partei zu wenig.886 Mit Blick auf die Lebenswelt breiter Schichten forderte Willi Kadletz die Abkehr vom elitären Kunstbegriff des Liberalismus. In der Opera Nazionale Dopolavoro, über die man durch die italienische Handelskammer in Berlin gut Bescheid wisse, sah er eine für die Umsetzung dieses Konzepts bestens geeignete Struktur.887 Dieselbe Ansicht begegnet 1936 in der SZ: Ihr Lob des Faschismus galt außer der Freizeitorganisation auch Mussolinis Bestreben, nicht nur ein Regierungssystem, sondern auch eine geistige Bewegung zu sein. Zwar beobachtete man im Stab um Josef Eberle das Verhältnis des Duce zum Glauben und zur Kirche, insbesondere seinen Versuch, einen Re- ligionsersatz zu schaffen, mit Sorge, stärker war aber die Akzentuierung je- ner Komponenten der faschistischen Doktrin, die man teilen könne, etwa die konservative Familienpolitik oder Ideale wie Liebe zum Vaterland und Op- ferbereitschaft.888 Letztere sei auch das eigentliche Geheimnis der an spekta- kulären Beispielen verdeutlichten faschistischen Wirtschaftspolitik.889 Im Dezember 1933, kurz vor der Errichtung der Korporationen, erschien im CS ein wohlwollender Bericht über eine im November desselben Jahres abgehaltene Tagung des Consiglio nazionale delle corporazioni. Mussolini 884 StL 1933, 10–13 (O. sPann). 885 StL 1933, 353 (O. sPann). 886 StL 1933, 285–287 (R. sPann). 887 StL 1933, 393–397 (W. KadletZ). 888 SZ 29. 3. 1936 (E. raitZ v. frentZ). 889 SZ 12. 12. 1938 (F. sturm). 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE RAHMEN150
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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