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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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habe sich bemüht, den Vorwurf der Theorielastigkeit zu entkräften. Man wolle das korporative System organisch wachsen lassen, habe allerdings Bedenken gegen die Autonomie der Korporationen. Das eigentlich Neue am Korporativismus seien eine Milderung des Konkurrenzkampfs, der Zwang zur Solidarität und das Ziel, einer neuen Wirtschaftsgesinnung zum Durch- bruch zu verhelfen. Mussolini gebühre Anerkennung, weil er einen rein „wirtschaftlichen Menschen“ nicht kenne, sondern nur den „integralen“: Dies sei ein „humanes Element“; überhaupt sei das Ziel des Korporativismus der Mensch.890 Beachtung verdient außerdem eine 1934, im Anschluss an die Errichtung der Korporationen, im StL publizierte Darstellung des italienischen Korpo- rativsystems durch Hubert Hager. Der Aufsatz beschreibt die Struktur jeder einzelnen Korporation und enthält grundsätzliche Äußerungen zu den Hin- tergründen des Systems. Zwar wird darin nicht behauptet, dass am Faschis- mus bereits alles „optimal“ sei, aber die in 15 Jahren erzielten Fortschritte dürfe man nicht übersehen. Daher sei zu wünschen, dass auch „wir Deutsche das faschistische System als Vorbild betrachten“.891 Diesem Anliegen diente Hager durch mehrere 1935 für das StL verfasste Rezensionen von Büchern italienischer Autoren über Aspekte der italienischen Wirtschaftspolitik.892 Selbst dass der italienische Faschismus staatssozialistische Züge aufweise, stellte er in Abrede.893 Er warnte allerdings vor einer „Vergötterung des Staates“ auf Kosten der „Mannigfaltigkeit des völkischen Lebens“.894 1934, im selben Jahr wie Hagers Aufsatz über das Korporativsystem, er- schien im CS ein mit Weltanschauung und politische Form in der italieni- schen Verfassung überschriebener Beitrag von Heinrich A. Chappell, in dem Mussolinis Leistung als eine „richtunggebende, in höchstem Sinne politische und staatsschaffende wie staatserhaltende“ bezeichnet wurde. Nicht zuletzt faszinierten den Autor die „Erfolge“ des Faschismus; daher müsse Italien „vom Ziele, nicht mehr [...] vom Wege her“ gesehen werden. Für den Faschis- mus, so im Rekurs auf Guido Bortolotto, liege der „Sinn der Revolution in der staatsschaffenden Evolution“. Die Verfassung sei „das Herz, nicht das Gerüst der Staatsordnung“, der Korporativismus ein System des Ausgleichs von Gegensätzen als dialektischer Prozess, „die Materie der sich gestalten- den Staatskunst“. Aus den italienischen Erfahrungen müssten auch für Ös- terreich geeignete Konsequenzen gezogen werden. Hierbei trat Chappell für 890 CS 17. 12. 1933 (R. del Giudice). 891 StL 1934, 421–429 (H. haGer). 892 StL 1935, 272 f., 424 (H. haGer). 893 StL 1934, 427 (H. haGer). 894 StL 1935, 526 (H. haGer). 3.5 DIE NACHBARSCHAFT DES FASCHISTISCHEN ITALIEN 151
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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