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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Seite - 177 -
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wurde1114, aber insgesamt bemühte er sich um positive Umschreibungen.1115 Deutlich unterstrich er die Rechtsstaatlichkeit im Sinn des Staatsgrundge- setzes von 1867.1116 Kritisch äußerte er sich hingegen zu den Bestimmungen über die berufsständische Organisation: Diese ließen es offen, ob der Prozess von oben oder von unten beginnen müsse.1117 Ebenfalls 1935 zog Hans Bayer Zwischenbilanz über die Maiverfassung, und zwar in Gestalt eines trockenen Kommentars, in dem vieles nach eher unkritischer Rezeption offizieller Standpunkte klingt.1118 Für die Praktiker als primäre Zielgruppe erhellend sind die Erläuterungen zum geplanten ständischen Aufbau.1119 Bayer war aber auch der „schöngeistigen“ Sphäre gegenüber offen, wie eine wohlwollende Rezension von Josef Freiherr von Löwenthals Roman Die unsterbliche Stadt (Kap. 3.4) zeigt, die er 1936 ver- fasste.1120 Kritischer beurteilte Eduard März das System, der, ebenfalls 1935, einen Kommentar der Maiverfassung und zahlreicher bis Dezember 1934 erlas- sener Gesetze vorlegte.1121 Die Arbeit vermittelt ein zwiespältiges Bild: Im Vorwort und im Schlusswort entsteht ein geradezu verklärtes Bild des öster- reichischen Modells gegenüber den in Italien und Deutschland entwickelten. Die Ausführungen zu einzelnen Punkten sind aber kritisch bis ablehnend, so dass der affirmative Rahmen die eigentliche Aussage zu tarnen scheint. Die Vorbehalte bezogen sich auf den übermäßigen Einfluss der Regierung bei der Besetzung der vorberatenden Organe und den darin sichtbaren Vor- rang akademischer Eliten, auf die enge personelle Verflechtung der Staats- organe1122, den überragenden Einfluss der VF1123, die eingeschränkte Freiheit der Meinungsäußerung1124, die harten Maßnahmen gegen die Parteien, be- sonders die Sozialdemokraten1125, und den „doch deutlich [...] antifeministi- 1114 froehlich, Die Verfassung 1934, 34; vgl. wiederin, Christliche Bundesstaatlichkeit, 32. 1115 froehlich, Die Verfassung 1934, 34 f. 1116 froehlich, Die Verfassung 1934, 53–58; kritisch binder/wohnout, Das autoritäre Regie- rungssystem, 151; busshoff, Dollfuß-Regime, 208; schmit, Christliche Arbeiterbewe- gung, 36; simonett, Die berufsständische Ordnung, 97 und 106; steiner, Wahre Demokra- tie?, 155 und 158. 1117 froehlich, Die Verfassung 1934, 41. 1118 bayer, Der berufsständische Aufbau, bes. 3–6. 1119 bayer, Der berufsständische Aufbau, 13 und 28. 1120 MSchKP 1, 954 (H. bayer). 1121 märZ, Ständestaat. 1122 märZ, Ständestaat, 9–11. 1123 märZ, Ständestaat, 13 und 25 f. 1124 märZ, Ständestaat, 14. 1125 märZ, Ständestaat, 23–25. 3.9 DIE MAIVERFASSUNG IN DER ANALySE KRITISCHER ZEITGENOSSEN 177
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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