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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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schen Charakter“ des Systems.1126 Ins Grundsätzliche ging März, wo er das zeittypische „Harmonieverlangen“ als unrealistisch entlarvte. Gerade in die- sen Passagen trat der Sozialist in ihm hervor, der den Arbeitgebern zur Last legte, sie würden die berufsständische Ordnung „als Mittel auffassen, der Arbeiterschaft wieder verschiedene soziale Rechte zu nehmen“.1127 Weitere Überlegungen galten dem ständischen Prinzip, das sich nicht, „wie dies bei natürlichem Wachstum der Fall wäre“, von unten nach oben „selbsttätig“ entwickle, sondern „von oben nach unten durch gesetzmäßige Anordnungen und Verwaltungsakte geschaffen“ werde.1128 Das neue System verlange „eine innerliche Umstellung der Bevölkerung“, die sich nicht einfach verordnen lasse.1129 So könne sich der autoritäre Staat nicht ausschließlich „auf das geistige Mittel des Überzeugens“ verlassen, sondern brauche „große äußere Machtmittel“.1130 Kein Gelehrter, sondern ein im Auftrag der politisch Verantwortlichen tä- tiger und daher die offizielle Lesart übernehmender Autor war Georg Moth, der 1935, einbegleitet von Walter Adam, auf über 150 Seiten der breiten Masse das politische System zu erklären1131 und „Außenseiter zu einer bes- seren Einsicht zu bekehren“ versuchte.1132 Dem italienischen Faschismus gewann er gegenüber dem Nationalsozialismus positive Aspekte ab, insbe- sondere das Verhältnis zur Religion; in Letzterem lebe „slawisches“ Preu- ßentum weiter.1133 Zu den möglichen Einflüssen des Faschismus auf Öster- reich äußerte er sich verhaltener als andere Autoren: Er begnügte sich mit der Feststellung, Mussolinis Staat habe nicht auf Dauer ein totaler Staat bleiben wollen; auch die politischen Systeme in Spanien und Portugal wur- den kurz erwähnt.1134 Auf ähnlich bescheidenem Niveau und in naiv-superlativischer Sprache behandelte Leo M. Trapp die Thematik, der 1935 mit einer einschlägigen Broschüre an die Öffentlichkeit trat.1135 Ein Befürworter der berufsständischen Ordnung, allerdings ein Kritiker der kapitalistischen Prägung der österreichischen Wirtschaft war Franz Wa- schnig, der 1936 mit Bedauern feststellte, „dass keineswegs in allen Kreisen 1126 märZ, Ständestaat, 16. 1127 märZ, Ständestaat, 7; vgl. auch ebd., 17 f. und 30. 1128 märZ, Ständestaat, 26–28 1129 märZ, Ständestaat, 30. 1130 märZ, Ständestaat, 17. 1131 moth, Neu-Österreich, bes. 39–43, 53–58, 63–81, 98–100 und 106–127. 1132 moth, Neu-Österreich, 5 f. 1133 moth, Neu-Österreich, 32 f. 1134 moth, Neu-Österreich, 91. 1135 traPP, Die berufsständische Ordnung. 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE RAHMEN178
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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