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sein naturrechtlicher Charakter genommen werde. Auch sei es wichtig, das
Sittengesetz als erste Grundlage nicht aus dem Auge zu verlieren1146, und
über Organisationsplänen dürfe „das pulsierende Leben“ nicht vergessen
werden.1147
In der SZ erschien 1935 ein Bericht Johannes Messners über eine u. a.
von den Bischöfen Innitzer und Waitz sowie Richard Schmitz und ihm selbst
einberufene internationale Konferenz über die berufsständische Ordnung in
Wien. Dabei habe sich gezeigt, dass QA eine „ungeheure“ Wirkung entfaltet
habe, aber auch dass lediglich organisatorische Maßnahmen zu wenig seien,
wenn die geistigen Voraussetzungen fehlen.1148 Einige Monate später veröf-
fentlichte dasselbe Blatt eine von ihm verfasste Sammelbesprechung neue-
rer Literatur über die berufsständische Ordnung.1149 In der MSchKP gab es
in der Rubrik „Weltschau“ eines jeden Heftes eine eigene Abteilung „Soziale
Frage und berufsständische Ordnung“, in der über einschlägige Veranstal-
tungen und Publikationen berichtet wurde – wie überhaupt alle insgesamt
26 Hefte zum Beweis dienen können, dass der berufsständische Gedanke
sehr ernst genommen wurde.1150
1936 legte der Rumäne Constantin Tusinschi eine ständetheoretische Ar-
beit vor, in der er am österreichischen Modell Kritik übte, weil es Kernele-
menten ständischen Denkens widerspreche: Der Zusammenschluss von Ar-
beitgebern und Arbeitnehmern zu einer Einheitsorganisation sei zu wenig.
Die neu geschaffene Einheitsgewerkschaft vertrete nicht die Interessen der
Arbeiter, sondern sei nur auf deren Integration ins System bedacht.1151
1146 CS 19. 5. 1935 (A. müller).
1147 CS 2. 9. 1934 (A. müller).
1148 SZ 16. 6. 1935 (J. messner).
1149 SZ 24. 11. 1935 (J. messner).
1150 novotny, Der berufsständische Gedanke, 219.
1151 Pasteur, Kruckenkreuz, 71. 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE
RAHMEN180
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Titel
- „Berufsstand“ oder „Stand“?
- Untertitel
- Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Autor
- Erika Kustatscher
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20341-4
- Abmessungen
- 17.4 x 24.6 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Abkürzungen und Siglen 17
- 1. Das Erkenntnisinteresse 19
- 2. Zur Methode 45
- 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
- 3.1 Österreich 1918–1938 59
- 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
- 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
- 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
- 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
- 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
- 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
- 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
- 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
- 5. Der Mensch ist Person 211
- 6. Standesbewusstsein 301
- 7. Die berufsständische Ordnung 435
- 8. Staat und Gesellschaft 487
- 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
- 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
- 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
- 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
- 8.5 Das Autoritäre 503
- 8.6 Schul- und Volksbildung 511
- 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
- 9. Resümee: status ist ordo 527
- 10. Anhang 541
- 11. Quellen und Literatur 580