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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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einstimme, weil er das Sein als Vollzug intentionaler Akte betrachte.240 Was die konservativen Zeitgenossen an ihm schätzten, waren der hohe Stellen- wert, den er der in einem Gliedschaftszusammenhang stehenden Einzelper- son beimaß, deren Leben zwischen Selbst- und Mitverantwortung verlaufe, das Bild der nicht im Kollektiv untergehenden, sondern als Glied einer To- talität verstandenen Einzelperson241, die auch in der politisch-gesellschaft- lichen Praxis wichtige Unterscheidung zwischen Ideal- und Realfaktoren242 und die Ablehnung kapitalistischer Werte.243 1935 würdigte die SZ den Beitrag von Schelers Personalismus zur Überwindung der utilitaristischen Staatstheorie.244 In Österreich ging von Scheler ein starker Einfluss aus. Genannt seien etwa Josef Dobretsberger, der in den späten zwanziger Jahren in Köln sein Hörer war245, und der Schuschnigg-Vertraute Johannes Hollnsteiner.246 Af- finitäten bestanden auch zu Eric Voegelin und zu französischen Theologen des Neuthomismus247 – die ihrerseits in Österreich rezipiert wurden. An vorderster Stelle ist Jacques Maritain zu nennen, ein Vertreter der konser- vativen kirchlichen Bewegung des Renoveau catholique, für den christliche Philosophie und christliche Politik zusammengehörten.248 1938 lobte die SZ sein Buch Zukunft der Christenheit, weil darin mit den Zeitirrtümern abge- rechnet und ein Christentum entworfen werde, das an ständischen Födera- lismus erinnere.249 Maritain lehnte den individualistischen Liberalismus ab, der mit dem Rationalismus zum Durchbruch gekommen sei und dem er die Verantwortung für die Entstehung von Faschismus und Kommunismus zu- schrieb.250 Er zeigte Interesse an Leopold von Andrians Ständeordnung und stand mit dem Verfasser in Kontakt.251 Im Rahmen der Salzburger Hoch- schulwochen verkehrte er im Kreis um Dietrich von Hildebrand.252 Kurt Schuschnigg entsann sich des genannten Werks von Maritain 1942 in nati- 240 NR 25. 2. 1928 (M. lehner); NR 8. 12. 1928 (P. wust); vgl. schmidinGer, Max Scheler, 95. 241 NR 30. 6. 1928 (G. briefs); fellmann, Daseinswelt, 160. 242 Good, Max Scheler, 42 und 81; hencKmann, Aspekte, 23; sander, Askese, 35; welsen, For- men, 183–189. 243 SZ 1. 7. 1928 (G. briefs). 244 SZ 10. 2. 1935; 17. 2. 1935 (Th. brauer); vgl. PöGGeler, Max Scheler, 157. 245 binder, Stepan/Dobretsberger, 36. 246 buchmayr, Der Priester, 31 f. 247 anZenbacher, Christliche Sozialethik, 128 f.; schmidinGer, Max Scheler, 103. 248 d. berGer, Aspekte, 427. 249 SZ 20. 2. 1938 (F. trautenau); zu Maritains gesellschaftspolitischen Überlegungen flasch, Die geistige Mobilmachung, 124. 250 de felice, Deutungen, 74–77. 251 dorowin, Retter, 92; schumacher, Leopold Andrian, 47. 252 KuGler, Die frühe Diagnose, 122. 5.4 LEBEN UND GEIST 235
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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