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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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zu geringe Rolle.372 Auch Karl Lugmayer thematisierte die Verantwortung der Intellektuellen für die Volksgemeinschaft: Er bedauerte, dass den unte- ren Schichten nicht genügend Bildungsmöglichkeiten offenstünden.373 Die- ses Faktum wurde auch von Ludwig Adamovich mit leiser Kritik angespro- chen.374 Freiheit durch höhere Bildung Richard Meister, „der bedeutendste Repräsentant wissenschaftlicher Pä- dagogik in der Zwischenkriegszeit“375, kämpfte seit den zwanziger Jahren für eine philosophisch fundierte, zweckfreie Bildung.376 Die einzig mögliche Stätte, dieses Ziel in reiner Form umzusetzen, war für ihn das altbewährte humanistische Gymnasium, die Schule, die jenes Bewusstsein einer europä- ischen Schicksals- und Kulturgemeinschaft fördere, in das auch Richard Ni- kolaus Coudenhove-Kalergi große Hoffnungen setzte.377 Ludwig Adamovich lobte die Vorzüge des humanistischen Gymnasiums, „das heute (um 1950, E. K.), vielfach aus bloßem Unverstand, so heftig angefeindet wird, ja geradezu in seiner Existenz bedroht erscheint“.378 Richard Kerschagl, selbst am Wie- ner Schottengymnasium379 mit klassischer Bildung vertraut geworden, blieb stets ein Befürworter eines intensiven Lateinunterrichts, „dieser unver- gleichlichen Schulung des Geistes und des Denkens“.380 Salomon Friedrich Frankfurter war Mitbegründer und Schriftführer des Vereins der Freunde des humanistischen Gymnasiums.381 In den zwanziger und dreißiger Jahren wurde dieser Bildungsweg in der katholisch-konservativen Presse regelmäßig als ideale Vorbereitung auf das Hochschulstudium gewürdigt:382 Die Alten Sprachen vermittelten eine sichere Begrifflichkeit, schärften analytische und synthetische Fähigkei- ten383, schulten Gründlichkeit und Genauigkeit des Denkens, bewirkten 372 henZ, Österreich, 69 f. 373 tarmann, Die Personalität, 30–33. 374 adamovich, Hochschulverwaltung, 49. 375 Grimm, Schulpolitik, 299. 376 meister, Bildungswerte, 19; vgl. wallraf, Kultur, 223–226. 377 ZieGerhofer-Prettenthaler, Botschafter Europas, 333. 378 adamovich, (Selbstdarstellung), 11. 379 Zu dieser Bildungsanstalt vgl. G. hartmann, Eliten, 224; stimmer, Eliten, 104 f. 380 B. dachs, Richard Kerschagl, 4 f. 381 enderle-burcel, Mandatare, 77. 382 NR 22. 1. 1927, 29. 1. 1927 (W. Pohl); 10. 3. 1928 (J. KnünZ). 383 NR 22. 9. 1923. 5.4 LEBEN UND GEIST 249
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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