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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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nies definierten Verständnis von Gemeinschaft verpflichtet; auch an Emile Durkheims Unterscheidung zwischen organischer und mechanischer So- lidarität fühlt man sich erinnert.467 Wie Spann verstand er Soziologie als Geisteswissenschaft, und wie Helmut Schelsky und Friedrich Tenbruck degradierte er sie nicht zu empirischer Feldforschung oder zur Frage- bogenwissenschaft.468 Ausgehend von seiner Sicht der Gesellschaft als ei- ner Vielheit von Seinseinheiten, setzte er den Willen des Menschen voraus, die eigene erkenntnismäßige Vielheit (Dreierordnung) mit der Vielheit der menschlichen Personen zu einer Einheit zu bringen. Die hierbei möglichen Muster seien die von Einordnung, Unterordnung/Gehorsam und Überord- nung/Befehlsrecht. Jede Person trete jeweils nur mit einer bestimmten Anzahl oder Auswahl von Personen in wahrnehmbare Beziehung: Diese seien Gesellschaften im engeren Sinn wie Ehe, Familie, Freundschaft, Nachbarschaft, wirtschaftliche und politische Gesellschaft. Beziehung zu anderen bedeute, diesen das eigene Lebewesen zur Verfügung zu stellen zur Verwirklichung ihrer eigenen Person.469 Personal werde eine Bindung dann, wenn sie im Rahmen der Seinsordnung erkannt und gewollt sei, also benutzt werde, um personales Wirken zu erleichtern.470 Das schöne Wort „Bindung“ als Gegenbegriff zu individualistischer Freiheit – und nicht das künstlich anmutende „Bündnis“ – verwendete auch Ulrich Ilg.471 Walter Adam gab ihm die Bedeutung „gegenseitige Verpflichtungen“ und grenzte es von „mechanische(r) Zusammenarbeit“ ab.472 Der CS setzte die Person gemäß dem Bibelwort „Wo zwei in meinem Na- men versammelt sind, [...]“ zur Gemeinschaft in Beziehung.473 Der größte und bedeutendste Teil der personalen Erlebnisse, wie Liebe, Verehrung, Achtung, Verachtung, Hass, Neid, Mitleid etc., so Dietrich von Hildebrand, gelte anderen Personen474, aber er warnte: Jeder Versuch, die Gemeinschaft auf Kosten der individuellen Person zu erheben, sei nicht nur falsch, sondern verkenne das wahre Wesen der Gemeinschaft.475 Diese besitze ein inneres Einheitsprinzip, das sie forme und von der ungeordneten, zufällig zusam- mengesetzten Masse unterscheide. Sie schaffe einen Raum, der die Einsicht 467 Konzise Zusammenfassung von Tönnies’ Konzept bei becKers, Integrationspotentiale, 22– 33; zur längerfristigen Bedeutung vgl. auch Paxton, Anatomie, 58. 468 becher, Der Blick, 113 f. 469 K. luGmayer, Philosophie, 95–99. 470 K. luGmayer, Philosophie, 104. 471 ilG, Uns alle, 8. 472 adam, Staatsprogramm, 68. 473 ebneth, Wochenschrift, 144 f. 474 v. hildebrand, Memoiren, 256. 475 v. hildebrand, Memoiren, 11. 5. DER MENSCH IST PERSON258
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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