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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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zösischen Revolution, die den gesamten Wirtschafts- und Arbeitsprozess revo- lutioniert habe. Die Vorteile der Entlastung menschlicher Arbeitskraft außer Acht lassend, bedauerte er, dass die Maschine diese überflüssig gemacht habe. Durch den technologischen Fortschritt seien auch in den einzelnen Staaten „Habsucht und Eigennutz in der schlimmsten Art und Weise wirksam ge- worden“. Dass dadurch steile wirtschaftliche Gefälle zwischen den Menschen entstanden seien und vor allem dass der Politik die Herrschaft über die Wirt- schaft entglitten sei, bereitete ihm Sorge. Er warnte vor dem Abbau mensch- licher Arbeitskraft und forderte Maßnahmen zur Steigerung der Kaufkraft.628 Lapidar bemerkte Felix Klezl, „heute“ [sc. 1934, E. K.] habe der Mensch gegenüber der Maschine dieselbe Funktion wie früher das Werkzeug ge- genüber dem Menschen – nicht ohne auf die sozialen Auswirkungen dieses Faktums hinzuweisen.629 Er teilte Spanns Überzeugung vom „Hochmut“ der exakten Wissenschaften und ihrer „Unfruchtbarkeit“ und Nichtanwend- barkeit auf den gesellschaftlichen Bereich.630 Gertrud Spinnhirn bedauerte, dass es zu einer Verdrängung des Menschen durch die Maschine gekommen sei, zum Schaden der ländlichen Sozialstruktur.631 Sie sprach sich zwar nicht gegen jede Rationalisierung der Landwirtschaft aus, aber die Maschine solle der landwirtschaftlichen Produktion dienstbar gemacht werden.632 Johann Staud sah die Kehrseite des technischen Fortschritts darin, dass er „immer mehr rationalisierte Großbetriebe, in denen für den Berufsgedan- ken kein Platz mehr vorhanden war“, geschaffen habe.633 Für Franz Wasch- nig hatte die „überstürzte Anwendung technischer Neuerungen nicht zum Fortschritt, sondern zu einem Rückschritt“ geführt.634 Hermann Stipek störte es berichten zu müssen, dass er von Seiten der Bürokratie wegen sei- ner Auffassung, der zunehmende Einsatz von Maschinen werde einst Mas- senarbeitslosigkeit zur Folge haben, belächelt worden sei.635 Arthur Seyss-Inquart brachte den technischen Fortschritt mit „Amerika- nismus“ in Zusammenhang, eine Haltung, die er für kaum minder gefährlich hielt als den Bolschewismus. Ihr Kennzeichen sei, so die wenig selbstkriti- sche Formulierung von Hitlers Reichskommissar in den Niederlanden, die „Freiheit der rücksichtslosen Ausbeutung des Nebenmenschen“.636 Demge- 628 struber, Österreichs Wiederaufbau, 17–21. 629 KleZl, Beruf, 83 f. 630 sPann, Wahrer Staat, 78 f.; vgl. schneller, Zwischen Romantik und Faschismus, 75. 631 sPinnhirn, Agrarpolitik, 54 f. 632 sPinnhirn, Agrarpolitik, 37 und 42. 633 staud, Berufsauffassung, 5. 634 waschniG, Wirtschaftsreform, 19. 635 stiPeK, Das Werden, 9. 636 seyss-inQuart, Vier Jahre, 190 f. 5.6 KULTIVIERUNG PERSONALER WERTE 275
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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