Seite - 299 - in „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Bild der Seite - 299 -
Text der Seite - 299 -
gute persönliche Beziehungen gepflegt hatte.887 Während des Kriegs, als der
Bestand der Monarchie in Frage gestellt wurde, gehörte er zu deren ent-
schiedenen Verfechtern.888 1921 wurde er Funktionär des Reichsbundes der
Österreicher.889 In seinen Worten der Empörung über das Habsburgergesetz
und die Abschaffung des Adels kommt das Politikverständnis eines Anwalts
personaler Werte zum Ausdruck: Beides sei „eine grobe Verfehlung gegen
Anstand und Pietät“.890
Das letzte Wort in diesem Überblick sei einem Mandatar eingeräumt, des-
sen Hauptarbeitsgebiet von der Politik weit weg war: Der Physiker Victor
Franz Hess, der 1938 in die USA emigriert war, gab sich 1945 in einem In-
terview als Monarchist zu erkennen und empfahl seinem Heimatland die
Einführung einer Monarchie nach dem Vorbild Großbritanniens. Für seine
eigene Rückkehr nach Österreich sah er die Zeit noch nicht reif, glaubte aber
zu wissen, dass dieses Land vorderhand erzieherischer Maßnahmen be-
dürfe.891
887 W. lorenZ, Funder, 9; Pfarrhofer, Friedrich Funder, 79; reiss, Dr. Friedrich Funder, 150;
wandrusZKa, Struktur, 314; dasselbe gilt für den mit Funder befreundeten Hans Schlitter,
der stellvertretend für die hohe Beamtenschaft der Monarchie genannt sei; fellner, Denk-
schriften, 228; Kraler, Gott schütze Österreich, 33 f. und 68.
888 funder, Vom Gestern, 459; vgl. G. hartmann, Im Gestern, 221 f.; mosser, Legitimismus,
160 f.; Kriechbaumer, Erzählungen, 170; reiss, Dr. Friedrich Funder, 162.
889 mosser, Legitimismus, 47; neuhäuser, Legitimismus, 129 und 132; G. hartmann, Im Ges-
tern, 228.
890 Pfarrhofer, Friedrich Funder, 303.
891 ePPel, Österreicher 1, 497 f.
5.7 LEGITIMITÄT VERSUS LEGALITÄT 299
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Titel
- „Berufsstand“ oder „Stand“?
- Untertitel
- Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Autor
- Erika Kustatscher
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20341-4
- Abmessungen
- 17.4 x 24.6 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Abkürzungen und Siglen 17
- 1. Das Erkenntnisinteresse 19
- 2. Zur Methode 45
- 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
- 3.1 Österreich 1918–1938 59
- 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
- 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
- 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
- 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
- 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
- 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
- 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
- 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
- 5. Der Mensch ist Person 211
- 6. Standesbewusstsein 301
- 7. Die berufsständische Ordnung 435
- 8. Staat und Gesellschaft 487
- 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
- 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
- 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
- 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
- 8.5 Das Autoritäre 503
- 8.6 Schul- und Volksbildung 511
- 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
- 9. Resümee: status ist ordo 527
- 10. Anhang 541
- 11. Quellen und Literatur 580