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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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[...] in die Gesellschaft eingeschrieben“ (E. Hanisch).180 Jenseits des Ehrbe- griffs bezeichnete das Adjektiv/Adverb „standesgemäß“ eine Haltung181, die im Sinn des Personalismus schon als bloßes Sosein hinreichend beschrieben ist: „Das ist eben alles nicht standesgemäß“, ließ Franz Karl Ginzkey eine Romanfigur apodiktisch-lapidar erklären182, dieselbe, die im eigenen Stand ganz und gar aufging: „Ich bin kein Beamter, bin kein Stubenhocker, [...] ich bin Soldat durch und durch und kann nichts anderes sein.“183 Eduard Ludwig versuchte politische Maximen Kurt Schuschniggs als Aspekte des Standesbewusstseins nachzuempfinden.184 Im November 1935 wandte sich der Kanzler an die Mitglieder des CV, denen von verschiedenen Seiten „Berufsgeist und Standesehre des Akademikers“ bzw. „akademisches Standesbewusstsein“185 vor Augen geführt wurden; als „die Träger geisti- ger Berufe“ seien sie „notwendigerweise Führer im Volke und ihr Beispiel oder ihr Beiseitestehen ist richtunggebend für viele“.186 Leopold Kunschak zitierte ihn mit dem 1933 laut gewordenen Ruf nach „stärkste(r) Förderung der verschiedenen Standesbewegungen, deren Ausbau auch auf dem Gebiete der akademischen und freien Berufe; dabei die unbedingte Vorsorge, dass zwischen diesen Standesbewegungen engste Fühlungnahme gehalten wird, damit sie nicht isoliert marschieren“.187 Diese Haltung war in Schuschnigg bereits am Gymnasium wachgerufen worden; später erinnerte er sich an eine schöne Zeit an der Stella Matutina zusammen „mit Hunderten von an- deren jungen Österreichern aus allen Kreisen und Schichten, vom Bauern- buben bis zum Aristokraten“.188 Was ihn hingegen störte, war die Tendenz, Stände nach materiellen Kriterien zu definieren. In der Monarchie sei die überwiegende Mehrzahl der Menschen „ihres Auskommens sicher gewesen. […] Die Zeit war noch nicht da, in der jeder Stand für seine Besserstellung kämpfte“.189 Mitschüler erzählten, Schuschnigg habe darunter gelitten, nicht im hocharistokratischen „ersten“ Internat, sondern im bürgerlich-kleinadli- gen „zweiten“ erzogen worden zu sein.190 Er verlieh diesem Unbehagen aber 180 hanisch, Aus den Tiefen, 13. 181 funder, Aufbruch, 42. 182 GinZKey, Jakobus, 180. 183 GinZKey, Jakobus, 155; zur Mentalität der Berufsoffiziere vgl. Johnston, Der österreichische Mensch, 295. 184 ludwiG, Österreichs Sendung, 150 f. 185 Krasser, Sinn und Zweck, 109. 186 K. schuschniGG, Geleitwort, 6. 187 KunschaK, Österreich, 192. 188 K. schuschniGG, Dreimal, 36. 189 K. schuschniGG, Österreich, 18. 190 wandrusZKa, Struktur, 341. 6. STANDESBEWUSSTSEIN320
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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