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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Rudolf222, drohte zumal der hohe Adel in Bedeutungslosigkeit zu versinken.223 Um die Existenzberechtigung des Adels durch die Frage nach möglichen künftigen Aufgaben gleichwohl sicherzustellen, war 1914 die Vereinigung katholischer Edelleute in Österreich gegründet worden (reaktiviert 1922), eine quasi-ständische Korporation, die der CSP nahestand.224 Eines der pro- filiertesten Gründungsmitglieder war Hans Karl Zeßner-Spitzenberg 225; als weitere prominente Mitglieder sind im gegebenen Kontext Alois Schön- burg-Hartenstein, Edmund Glaise von Horstenau und Kurt Schuschnigg zu nennen.226 Leitender Gedanke war, dass echter Adel niemals erlöschen könne, weil es um eine Haltung gehe.227 Die Vereinigung bekannte sich zu Kaisertreue, Vaterlandsliebe und christlich-katholischer Gesinnung und verwahrte sich gegen unangebrachte Überhebung. Außer den Familien, die im neuen Österreich Grundbesitz hatten, wollte man auch jene, die als Offi- ziere oder Beamte gedient hatten und in der Republik nunmehr ohne Beruf waren, bei Bedarf unterstützen.228 Während das Adelsaufhebungsgesetz in die Verfassung von 1920 aufge- nommen worden war, wurde es aus der Maiverfassung ausgespart; es be- stand als einfaches Bundesgesetz weiter.229 Im Ständestaat genoss der Adel hohe Wertschätzung.230 Nicht von ungefähr legte Leopold von Andrian in seinem als Dialog angelegten Katechismus gerade dem Vertreter des Adels das zum Ideal der Zeit erhobene Bekenntnis zur „Gesamtheit der Stände“ als Voraussetzung für das Gelingen des großen Werks der Geschichte in den Mund.231 Er nannte den Adel ein „zusammenhaltendes Element in der Geschichte Österreichs“ – so wie sich überhaupt die spezifisch österreichi- sche „Gesittung“ in den obersten Ständen herausgebildet habe. In höherem 222 steKl, Der erbländische Adel, 954 f.; waltersKirchen, Adel, 156 f.; Franz Brandl beschrieb die Kritik des Kronprinzen wie folgt: „Nein, unser Adel ist kein Stand mehr, er ist ein In- teressentenklüngel, der verhindern möchte, dass sich eine aufgeklärte Nation Gedanken macht über die Immoralität von Besitz ohne Arbeit. In Österreich arbeiten nur der Bürger und der Bauer, und da soll ich mich nicht auf ihre Seite stellen?“; brandl, Ein Reich, 247. 223 waltersKirchen, Adel, 84. 224 G. hartmann, Eliten, 227 f.; steKl, Zwischen Machtverlust und Selbstbehauptung, 164; steKl, Österreichs Adel, 106 f.; stimmer, Eliten, 495 und 755. 225 K. P. Zeßner-sPitZenberG, Hans Karl, 56. 226 neuhäuser, Legitimismus, 31. 227 waltersKirchen, Adel, 25 f., 85 und 173 f. 228 holub, Fürst Alois Schönburg-Hartenstein, 120 f. 229 mosser, Legitimismus, 26 und 111; falle, Wurzeln, 61. 230 hanisch, Konservatives und revolutionäres Denken, 221; hanisch, Traditionelle Männlich- keitsrollen, 222. 231 v. andrian, Oesterreich, 386; zur Bedeutung des Adels im Ständestaat vgl. G. hartmann, Eliten, 228. 6. STANDESBEWUSSTSEIN324
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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