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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Von Ulrich Ilg, dessen politische Karriere im Vorarlberger Bauernbund begonnen hatte296, liegt eine späte Äußerung vor, aus der gesundes Selbst- bewusstsein des Standesvertreters spricht: „Meine Eltern waren mit Leib und Seele Bauersleute.“297 Er war der Meinung, auf dem Land gäbe es mehr glückliche Familien und zufriedene Menschen als in der Stadt.298 Johann Blöchl erklärte noch Jahrzehnte nach dem Ende seiner politischen Aktivi- tät, die Zeit von der Übernahme des väterlichen Hofes (1919) bis zum Ein- tritt in die Politik (1930) sei die schönste seines Lebens gewesen.299 Von Josef Reither, dem wichtigsten Agrarpolitiker des Ständestaates, einem machtbe- wussten „Bauernfürsten“ (E. Hanisch)300, erzählte man, er sei in einer Acker- furche entbunden worden.301 Leopold Figls Sozialisation war ebenfalls in ka- tholisch-bäuerlichem Milieu erfolgt.302 Ignaz Seipel – auch seine familiären Wurzeln lagen am Land303 – ver- band mit den Bauern „eine uralt eingewurzelte Demokratie“; daher besä- ßen sie ein größeres Recht als andere, sich um öffentliche Angelegenheiten zu kümmern.304 Deutlicher als zuvor nahmen die organisierten Bauern in den 1920er-Jahren denn auch das Vertretungsrecht gesamtgesellschaftli- cher Interessen in Anspruch.305 Dollfuß erhob zwar den Anspruch, stets die gesamte Wirtschaft im Blick zu haben306, glaubte aber, dass die Landwirt- schaft innerhalb der Volkswirtschaft eine Sonderstellung einnehme307 – eine Ansicht, der die rezente Forschung das Scheitern seiner Wirtschaftspolitik zuschreibt.308 Josef Eberle bescheinigte den Bauern „mehr Kultur, mehr sichere Instinkte, mehr reiferes Urteil“ als den Städtern.309 Kurt Schusch- nigg sprach ihnen anlässlich der berufsständischen Wahlen im Oktober 1934 seine persönliche Verbundenheit aus.310 296 Kessler, Ulrich Ilg, 73. 297 ilG, Lebenserinnerungen, 8. 298 ilG, Uns alle, 45. 299 blöchl, Lebenserinnerungen, 71. 300 hanisch, Die Politik, 46, 49 und 56; vgl. auch G. hartmann, Eliten, 234; lebensaft/ment- schl, Feudalherren, 105–108; KluGe, Dollfuß, 129; KluGe, Bauern, 369; miller, Engelbert Dollfuß, 65; waltersKirchen, Dollfuß, 84. 301 hanisch, Die Politik, 72; vgl. auch brucKmüller, Bauern, 120. 302 Kriechbaumer, Leopold Figl, 125 f. 303 K. v. KlemPerer, Ignaz Seipel, 94. 304 Zit. nach rennhofer, Ignaz Seipel, 547. 305 KluGe, Dollfuß, 130. 306 KluGe, Bauern, 411. 307 dollfuss an österreich, 150; vgl. burKert-dottolo, Das Land, 101. 308 JaGschitZ, Dollfuß, 213 f. 309 hofer, Joseph Eberle, 27. 310 K. schuschniGG, Österreichs Erneuerung, 112. 6.5 BAUERNTUM ALS IDEAL 331
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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