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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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wohl auch allgemein – feststellte, zeitgemäß verjüngt werden.566 Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi machte sich Gedanken über die Gesetze der erotischen Anziehung: Je niedriger organisiert ein Mensch sei, umso leich- ter falle ihm die Gattenwahl; der höher organisierte Mensch hingegen finde schwerer einen adäquaten Partner.567 Diese Sicht der Ehe, die den innersten Kern ständischen Denkens trifft, entspricht personalistischer Philosophie.568 Dietrich von Hildebrand charak- terisierte Ehe und Familie als nicht nur vitale, sondern geistige Gemein- schaften.569 Ausdrücklich unterschied er zwischen Familie und Sippe, welch Letztere eine lediglich in der vital-psychischen Sphäre verankerte Gemein- schaft sei.570 Noch weiter entwickelte diesen Gedanken Friedrich Heer, der „die Verteidigung des Menschen [...] als eine Verteidigung der Ehe“ be- griff.571 Ignaz Seipel nannte die Ehe die erste Stufe der Organisation der Menschheit572, Hans Karl Zeßner-Spitzenberg propagierte diesen Gedanken vor 1934 als Funktionär katholischer Erziehungsvereine, später im BKR als Vertreter des Eltern- und Erziehungswesens.573 Urform der Gesellschaft und Staat im Kleinen Die Ehe galt deshalb als so wichtig, weil sie die Familie begründete, wie besonders die katholische Kirche seit dem 19. Jahrhundert hervorhob: Für Bischof Wilhelm Emanuel von Ketteler574, Karl Freiherr von Vogelsang575, Franz Martin Schindler576 oder Albert M. Weiss577 war diese das Urbild des Staates. Familie und Staat seien die Folge des dem Menschen innewoh- nenden Sittengesetzes. Sie bildeten ein je eigenes Ganzes, und je mehr ein Mensch in dieses integriert sei, umso mehr Anteil habe er am Menschsein.578 566 heinZ, E. K. Winter, 326. 567 coudenhove-KalerGi, Ethik, 123. 568 sPaemann, Personen, 255. 569 v. hildebrand, Memoiren, 188; seifert, Dietrich von Hildebrand, 184 f. 570 v. hildebrand, Memoiren, 196. 571 Zit. nach adunKa, Friedrich Heer, 177. 572 rennhofer, Ignaz Seipel, 62 f. 573 K. P. Zeßner-sPitZenberG, Hans Karl, 24 f.; wohnout, Verfassungstheorie, 292; wohnout, Traditionsreferat, 72. 574 Grafeneder, Arbeiterfamilie, 69; KrüGer, Demokratisches und ständisches Denken, 331. 575 allmayer-becK, Vogelsang, 131 und 134. 576 schindler, Lehrbuch III, 758 f. 577 A. M. weiss, Wesen, 24. 578 otten, Die „Rettung“, 89; A. rauscher, Die soziale Natur, 27; tálos, Herrschaftssystem (2013), 78. 6. STANDESBEWUSSTSEIN356
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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