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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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ziehung vorhanden ist, gibt es auch keine Führung.“609 Gleich den Befugnis- sen des Vaters stamme Führertum von Gott, sei daher seinem Wesen nach naturrechtlich.610 Richard Meister zitierte Cicero, der in De re publica den Staatslenker mit dem Hausvater und dessen spezielle Leistungen mit denen des villicus (Gutsverwalter) verglichen hatte.611 Johann Blöchl gestand, dass für ihn auch bei der Beurteilung politischer Partner die Frage eine Rolle spiele, ob einer ein gutes Familienleben führe oder nicht.612 Das eben beschriebene Bild ist nicht das von Familienbeziehungen als Konstellation optimierbarer Eigeninteressen: Es wurden ausnahmslos Ele- mente gewürdigt, die über den wechselseitigen Vorteil hinausreichen. Dazu gehört es auch, die eigene Geschichte als die der eigenen Familie zu ver- stehen.613 Wilhelm Röpke sprach von der Wichtigkeit der „Stammfamilien“: „Leute, die niemals auf ihre Ahnen zurückblicken, werden auch keine Ge- danken für ihre Nachkommen haben.“614 Er schätzte die Familie als orga- nisch gewachsene Struktur, die sich durch Tugenden wie Solidarität und Respekt vor Kontinuität und Hierarchie auszeichne. Diese Tugenden be- zeichnete er anfänglich als die „menschlichen“, ab den fünfziger Jahren als die „bürgerlichen“.615 Grund genug, aus dem traditionalen Familienbegriff politische Weichen- stellungen für die Zukunft abzuleiten.616 Die Mandatare, die dies taten, re- deten jener „Hausväterdemokratie“ das Wort, die es in der offiziellen ständi- schen Terminologie zwar nicht gab, die aber gleichwohl eine wichtige Stufe in der Gesellschaftsordnung darstellte.617 Friedrich Funder trat gemäß einer Anregung Johannes Messners618 für ein Wahlrecht „auf ethischen Grund- lagen“ ein (Kap. 4.2), dem zufolge Familienerhalter, die für eine mehr als fünfköpfige Familie zu sorgen hatten, ein höheres Wahlrecht bekommen sollten.619 Karl Lugmayers Verfassungsentwurf von 1933 forderte eine Zu- satzstimme schon bei mehr als drei Kindern.620 Richard Nikolaus Couden- hove-Kalergi begründete dies damit, dass die Eltern ja nur anstelle ihrer 609 enGelhart, Führertum, 11. 610 enGelhart, Führertum, 15. 611 meister, Der Staatslenker, 79. 612 blöchl, Lebenserinnerungen, 83. 613 PrischinG, Paradoxa, 262. 614 habermann, Das Maß, 21. 615 mooser, Liberalismus, 144. 616 finK, Gemeinschaftsrente, 7–9; raab, Ansichten, 114; Pfarrhofer, Friedrich Funder, 247. 617 Gall, Von der ständischen, 24; oestreich, Zur Vorgeschichte, 72. 618 PytliK, Berufsständische Ordnung, 44. 619 funder, Vom Gestern, 39; Pfarrhofer, Friedrich Funder, 173; vgl. wohnout, Verfassungs- theorie, 158. 620 PelinKa, Stand, 47. 6.6 DIE FAMILIE 359
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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