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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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anlastete, „die dargebotene Hand des Deutschen Reichskanzlers zurückge- wiesen“ zu haben1053, verkannte, dass die Ablehnung des Anschlusses für Schuschnigg, den konsequenten Gegner des Nationalsozialismus, mehr noch als aus politischen aus weltanschaulichen Gründen selbstverständlich sein musste.1054 Dem auf die Selbständigkeit Österreichs bedachten einheimischen Adel verlieh Alfred Johannes Rességuier de Miremont eine Stimme, der im „An- schluss“ eine „Preisgabe des eigenen Landes“ erblickt hätte.1055 Ernst Karl Winter argumentierte mit den natürlichen Bindungen Österreichs an die Nachfolgestaaten der Monarchie: Der Anschluss Österreichs an das Deut- sche Reich würde die europäische Ordnung in unerträglicher Weise stö- ren.1056 In den Vorarbeiten zu einer Geschichte des österreichischen Volkes schrieb er, dass dieses „kein deutscher Stamm ist“, […] sondern einzig und allein die österreichische Nation“, […] dass es jedenfalls bestimmt nicht zur ‚deutschen Kulturgemeinschaft‘ gehört“.1057 So groß das Unbehagen über die Friedensregelung von 1919 war, so be- herzt waren die Versuche, mit der neuen Situation zu leben, wie beispiels- weise an Leopold von Andrian sichtbar wird. Dieser Dichter gehörte zu den führenden Mitgliedern des ab 1914 im Arbeitszimmer von Hans Schlitter sich versammelnden „Dienstagsvereins“, in dem altösterreichisch gesinnte jüngere Beamte und Diplomaten auf die Entscheidungen des Außenmi- nisteriums Einfluss zu nehmen versuchten.1058 In den Bestimmungen von Saint-Germain sah er eine Verletzung „naturartige(r) Gesetze geschichtli- chen Geschehens“1059, aber in seinem Katechismus der Fuehrenden ließ er einen Heimwehroffizier den Satz aussprechen, der Zerfall der Monarchie könne auch etwas Gutes haben, weil nur das klein gewordene Österreich die Möglichkeit biete, einen alle „Stände“ umfassenden Patriotismus zu schaf- fen; für seinen geistlichen Gesprächspartner war dies ein Grund, sich insge- samt zuversichtlich zu äußern.1060 Andrians 1937 erschienenes Werk ist ein Zeugnis seiner Reflexionen über ein übernational verstandenes Österreich- 1053 rintelen, Erinnerungen, 316; zu Rintelen aGstner/enderle-burcel/follner, Österreichs Spitzendiplomaten, 388–390, zu seinen machtpolitischen Ambitionen Karner, Steier- mark, 20–22. 1054 K. schuschniGG, Requiem, 186. 1055 NR 21. 8. 1921 (A. J. resséGuier de miremont). 1056 heinZ, E. K. Winter, 65, 111 und 270; vgl. blänsdorf, Österreich, 193; buchmayr, Der Priester, 108 f.; heiss, Im „Reich der Unbegreiflichkeiten“, 464. 1057 Winter ePPel, Österreicher 2, 502. 1058 fellner, Denkschriften, 227; Kraler, Gott schütze Österreich, 34 f. und 66. 1059 Prutsch/ZeyrinGer, Leopold von Andrian, 487. 1060 v. andrian, Oesterreich, 408–418; vgl. Johnston, Der österreichische Mensch, 263. 6.8 ÖSTERREICHBEWUSSTSEIN VERSUS NATIONALSOZIALISMUS 403
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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