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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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reich „um die neue Form des alten Reichsgedankens zu ringen“.1153 Eindring- lich erläuterte er den Nexus zwischen der Idee von Österreich als Brücke und Vermittler abendländischer Kultur und personalistischer Philosophie (Kap. 5.6): Er sprach von „der großen erschütternden Frage im Buche der Bücher, die nicht nur für den einzelnen Menschen, die auch für die Völker gilt: Kain, wo ist dein Bruder Abel?“1154 Daher betonte er, der Geist Österreichs stehe „in fruchtbarer Wechselwirkung mit allen europäischen Geistesmächten“. Wien sei „der Ort, von wo aus die Kulturverbindungen ausgehen und wohin sie zu- rückkehren. Jeder denkende Österreicher empfand und empfindet diese geis- tige Verbundenheit mit der Welt als ein innerstes Bedürfnis“.1155 Ein ähnliches Schulerlebnis wie der nachmalige Bundeskanzler in Feld- kirch hatte Guido Zernatto im ebenfalls von den Jesuiten geführten Gymna- sium in Kalksburg (Kap. 5.3), wo Söhne alter Familien aus fast allen Teilen der Monarchie seine Mitschüler gewesen seien.1156 Der Kärntner Dichter definierte ein Reich als die machtvolle Repräsentanz einer Idee, deren Wir- kungskreis über Staat und Nation hinausgehe.1157 Der in der Tradition des Vielvölkerstaates stehende österreichische Mensch verkörperte in seinen Augen Europäertum.1158 Die österreichisch-ungarische Monarchie bezeich- nete er als „das Vorbild für ein gesundes Ordnungsprinzip“ im mitteleuropä- ischen Raum.1159 Ähnliche Gedanken äußerte Karl M. Stepan.1160 Mandatare, die einem politisch aktualisierten Reichsgedanken im Sinn der Österreichidee verpflichtet waren, waren auch Richard Schmitz1161 und Karl Lugmayer.1162 Rudolf Henz nannte Österreich „das alte Herzstück des Reichs“. Als Thema seiner Döblinger Hymnen gab er die „Angst um Europa“ an.1163 Es war ihm wichtig, den Gegensatz zwischen Reich und Hausmacht nicht allzu sehr zu betonen.1164 Julius Raab sprach vom „Vaterland, das man das Herzstück Europas“ nenne.1165 1153 CS 24. 12. 1933 (K. schuschniGG); vgl. hoor, Wandlungen, 434–440; schweitZer, Volks- tumsideologie, 30–33. 1154 CS 17. 6. 1934 (K. schuschniGG); vgl. zu dieser Bibelstelle sPaemann, Personen, 194. 1155 CS 16. 12. 1934 (K. schuschniGG). 1156 in der maur, Einleitung, 20. 1157 Zernatto, Vom Wesen, 188. 1158 Zimmer, Guido Zernatto, 28 f. 1159 Zernatto, Die Wahrheit, 43; vgl. busshoff, Dollfuß-Regime, 28; hanisch, „Christlicher Ständestaat“, 180; Kriechbaumer, Front, 80. 1160 binder 1982, Karl Maria Stepan, 162; binder, Stepan/Dobretsberger, 9 und 26; G. hart- mann, Im Gestern, 344. 1161 S. amann, Kulturpolitische Aspekte, 6 f.; Karoshi, Die Erinnerung, 8. 1162 CS 3. 6. 1934 (K. luGmayer). 1163 henZ, Fügung, 188. 1164 henZ, Österreich, 29; vgl. wöGerer, Innere Emigration, 130. 1165 raab, Ansichten, 120. 6.8 ÖSTERREICHBEWUSSTSEIN VERSUS NATIONALSOZIALISMUS 413
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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