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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Erich Braumüller-Tannbruck behandelte dasselbe Thema in populärer, tendenziell superlativischer Form.1292 Er vermittelte ein Bild der Habsbur- germonarchie als „Erfolgsgeschichte“, die in der rezenten Forschung einer geradezu „kolonialen Sichtweise“ zugeschrieben wird. Subsemantisch ist in seinen Worten die Überzeugung von einem Auftrag im Dienst der Zivilisa- tion enthalten.1293 Genau dagegen verwahrte sich der CS, der die Deutschen innerhalb der föderativen Ordnung zwar als Kulturträger und Kulturver- mittler, aber nicht das herrschende Volk betrachtete.1294 Raimund Friedrich Kaindl bemühte sich um eine akribische Rekonstruk- tion der Leistungen der Deutschen bei der Errichtung der Infrastruktur, im Schulwesen, in der Landwirtschaft und im Sozialwesen mehrerer Kronlän- der, deren Situation er jeweils gesondert analysierte1295 und deren zivilisato- rischen Rückstand gegenüber Deutschösterreich er hervorhob.1296 Die eben angesprochenen Aspekte des Österreichbewusstseins sind im gegebenen Kontext nicht zuletzt deshalb von Interesse, weil die Monarchie häufig als Familie bezeichnet wurde, die den Charakter eines „organischen“ Ganzen habe. Ein prominenter Vertreter dieses Gedankens war Richard von Kralik, für den Österreich nicht die Summe seiner Völker, sondern de- ren organische Verbindung war.1297 Anton Klotz begründete seine Kritik an Saint-Germain damit, dass das alte Österreich zerschlagen worden sei, „ohne einen besseren Organismus oder auch nur eine gleichwertige Organi- sation an dessen Stelle zu setzen“.1298 Friedrich Funder verwendete in seiner Stellungnahme zur Zerreißung der Monarchie den gegenüber „Familie“ älteren Begriff „Haus“ als Metapher für das Zerstörte: „Auch Staaten sind menschliche Organismen. Sie können ohne Achtung ihrer Rechtspersönlichkeit und ohne Ehre nicht leben. Die- ses Reich war nicht die Familienangelegenheit einer Dynastie oder einer herrschenden Kaste. Es war der Lebensraum einer Völkergemeinschaft, die das nationale Dasein und die Freiheit kleiner Völker zu behüten hatte. Und sie behütete auch das Gleichgewicht Europas. Dieses gemeinsame Haus – mochte der Bau auch Schäden aufweisen – zu verteidigen war eine sittliche 1292 braumüller-tannbrucK, Ostarrichi, 3 f. Die Titel anderer Werke, die nicht eingesehen werden konnten, lassen auf ähnliche Inhalte und Akzente schließen: Tauriskia. Die Ent- stehungsgeschichte der österreichischen Alpenländer (1932) und Austria. Von der Mark zum Weltreich (1933). 1293 suPPanZ, Die Bürde, 303–306. 1294 ebneth, Wochenschrift, 138. 1295 NR 22. 11. 1924 (R. F. Kaindl). 1296 NR 29. 11. 1924, 23. 5. 1925 (R. F. Kaindl). 1297 ramhardter, Geschichtswissenschaft, 59. 1298 KlotZ, Was wird, 11. 6. STANDESBEWUSSTSEIN428
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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