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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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„Habsburg ist ein übernationales Element und muss es bleiben, oder es wird nicht sein“.1311 Alexander Lernet-Holenia erklärte den übernationalen Cha- rakter des Reichs ebenfalls aus der Überwindung des Individualismus1312, der Haltung, die – so schließt sich ein Kreis – nach Thomas Mann/Naphta (Kap. 5.6) den „Kult des Nationalen“ und das „demokratische Imperium“ ausmache.1313 Die Rolle des Staates gegenüber der Nation betonte Hans Karl Zeß- ner-Spitzenberg in der Einleitung zum Sammelband Österreich und die Reichsidee.1314 Er unterzog den Begriff „übernational“ einer subtilen seman- tischen Analyse:1315 Er bedeute weder „antinational“1316 noch „international“, der so bezeichnete Staat bejahe und fördere jede Nation, fasse sie „viel wär- mer und viel tiefer zu einer in sich geschlossenen Einheit“ zusammen als es die bloße Internationale könnte, verstehe sich als Schicksalsgemeinschaft über den Nationen. Während die Internationale von nationalen Belangen absehe, gehe der übernationale Staat von diesen aus und bewahre sie nach dem Vorbild der Familie. Damit würden Egoismus und Individualismus überwunden. Ein übernationales Reich werde nicht wie ein Nationalstaat von den individuellen Kulturkräften einer Nation getragen, sondern von allen seinen Völkern, die als Glieder eines harmonischen Ganzen verstan- den werden. Das entgegengesetzte Modell erblickte er im „Nationenbeherr- schungsstaat“, den das Vorhandensein eines Herrenvolks kennzeichne. Österreich habe sich diesem Typ unter Josef II. genähert1317, „aber diese Erscheinungen waren Entgleisungen in der österreichischen Idee“.1318 Ein aktuelles Beispiel sei das moderne Italien, wo ein fundamentaler Fehler des Nationalstaates sichtbar werde, nämlich der auf die Nation übertragene In- dividualismus. Die eigentliche Kulturleistung des übernationalen Staates liege in seinem Streben nach Gleichberechtigung aller beteiligten Nationali- täten. Die Rolle des Hauses Habsburg im übernationalen Österreich sei die eines Einigungsfaktors gewesen, ausgestattet mit der dafür nötigen Autori- tät. Für Zeßner-Spitzenberg war es eine „väterliche“ Autorität – womit nun 1311 brandl, Ein Reich, 256. 1312 mayer, Wunscherfüllungen, 109. 1313 Kröll, Der Bürger, 279; zu Thomas Manns (treffendem) Reichsverständnis vgl. hoor, Wandlungen, 434. 1314 wolf/heiliG/GörGen, Österreich und die Reichsidee, 6 (H. K. Zeßner-sPitZenberG). 1315 waltersKirchen, Blaues Blut, 72; wohnout, Hans Karl Zeßner-Spitzenberg, 7. 1316 Franz Brandl verwendete die Begriffe „übernational“ und „anational“ zwar nicht erklär- termaßen, aber faktisch synonym; brandl, Ein Reich, 256 und 531. 1317 Zum negativen Image dieses Herrschers im Ständestaat vgl. suPPanZ, Österreichische Geschichtsbilder, 201–203. 1318 H. K. Zessner-sPitZenberG, Das Völkerreich, 64. 6. STANDESBEWUSSTSEIN430
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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