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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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kulturellen Rechte“ begonnen habe.1327 Ähnlich die Einschätzung Walther Heydendorffs: Österreich sei ein „Völkerstaat, der zum Vorbilde friedlichen Zusammenlebens kleinerer Volksstämme in engem Raume hätte werden können, wenn nicht deutschvölkische und magyarische Vorherrschaftsge- lüste die anderen Völker aus dem ungastlich gewordenen Hause vertrieben hätten“.1328 Auch Oswald Redlich führte die Entwicklung in Österreich nach 1866 auf Fehleinschätzungen nationaler Interessen zurück.1329 Ludwig Ada- movich ortete zu Beginn des Ersten Weltkriegs tiefe Gegensätze zwischen den einzelnen Teilen der Monarchie und ihren Völkern.1330 Dem Ausgleich von 1867, der dem Gedanken eines „Herrenvolks“ ver- pflichtet gewesen sei, galt auch Max Freiherr von Hussareks Kritik1331, insgesamt fiel sein Urteil aber positiver aus als das Zeßner-Spitzenbergs, Görgens und Heydendorffs. Der Krone bescheinigte er, sich gegen die Unter- drückung der Nationalitäten eingesetzt zu haben1332, und er glaubte feststel- len zu dürfen, dass die gänzliche Auslöschung der in einer langen Geschichte gereiften Identität der Kronländer als historisch-politische Individualitäten auch nach 1867 nicht erfolgt sei, jedenfalls nicht in der Tiefenstruktur; der Föderalismus sei, wiewohl von der Verfassung abgelehnt, „sozusagen im rechtspolitischen Unterbewusstsein“ erhalten geblieben. Nach dem Zerfall der Monarchie sei er so stark zum Durchbruch gekommen, dass die Verfas- sung ihn „trotz der zentralisierenden Tendenzen der modernen Demokratie“ zur Grundlage des Bundes machen musste.1333 Der Wirtschaftswissenschafter Viktor Kienböck richtete seinen Blick vor allem auf Osteuropa. Es gehöre zum Wesen dieser Region, dass Nationalitä- ten „vielfach durch- und übereinandergelagert sind“. Die staatliche Zusam- menfassung in der Monarchie habe daher eine „unabweisliche Notwendig- keit“ gebildet. Wien habe nie eine völkerfeindliche Politik betrieben; in der Spätphase der Monarchie seien die Ziele allerdings so gesetzt worden, dass sie nicht mehr erreichbar gewesen seien.1334 Geradezu idealisierende Beschreibungen des Neben- bzw. Miteinanders der Nationen finden sich in den literarischen und publizistischen Arbeiten 1327 wolf/heiliG/GörGen, Österreich und die Reichsidee, 233 (H. M. GörGen); vgl. seefried, Reich, 174 f. 1328 heydendorff, Österreich, 12. 1329 redlich, Ausgewählte Schriften, 49. 1330 adamovich, Grundriss, 21. 1331 Dies hängt mit der negativen Bewertung der Niederlage von Königgrätz zusammen; suP- PanZ, Österreichische Geschichtsbilder, 219–222. 1332 NR 17. 10. 1920 (M. v. hussareK). 1333 SZ 22. 11. 1929 (M. v. hussareK). 1334 KienböcK, Sanierungswerk, 7–9. 6. STANDESBEWUSSTSEIN432
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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