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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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die aristotelische Unterscheidung zwischen Herrschenden und Dienenden, deren Aufgaben und wechselseitige Funktionen in der Polis dem Verhältnis zwischen Seele und Körper entsprächen, ist dabei von Belang.164 Hier stand nicht ein der Realität angemessenes Ordnen im Vordergrund, sondern die Ordnung selbst, der nicht empirisch-sozial, sondern normativ-ethisch begrif- fene ordo165, in dem das Ganze nicht die Summe der Einzelnen ist, sondern der/das Einzelne als Teil der Totalität zu gelten hat.166 Stände werden somit zu „Monaden einer am Organischen sich orientierenden Gesellschaft“.167 Eines der dominanten Merkmale der so verstandenen Gesellschaft war die Ungleichheit ihrer Glieder/Organe. 1934 sprach Johann Kleinhappl SJ die Unterschiedlichkeit der Fähigkeiten, Anlagen und Neigungen der Men- schen an: Arbeitsteilung und wechselseitige Ergänzung seien Gesetze der Natur.168 Auch Franz Rehrl betonte diesen Gedanken.169 Anton Thir illust- rierte ihn mithilfe von Bildern aus der Bibel: Nichts habe Gott umsonst ge- schaffen, fehle ein Glied, sei es außerordentlich schwer, dass die Verrichtung durch ein anderes geschehe.170 Kurt Schuschnigg war überzeugt, „dass der eine Stand nicht atmen kann, wenn der andere erstickt“, und dass eine „sinngemäße(n) Gestaltung“ dann gegeben sei, wenn „jeder, der etwas taugt und leisten will, aus wel- chem Berufsstand er immer kommt, ob er selbständig oder unselbständig ist, mitgestalten kann, um das gemeinsame Schicksal zu formen“.171 Sonde- rinteressen, so der Kanzler, hätten in einer Gemeinschaft keinen Platz.172 Am meisten gelte dies für Verantwortungsträger.173 Felix Klezl übertrug das Bild des Organismus vom Berufsstand auf den Betrieb, den er mit ei- 60; SZ 27. 4. 1930 (F. X. eGGersdorfer). Zur Gliedstellung der Stände im Ganzen vgl. orG- ler, Ständestaat, 211; senft, Im Vorfeld, 63; simonett, Die berufsständische Ordnung, 12 und 103–105; stollberG-rilinGer, Der Staat, 41. 164 GG 4 (1978), 523–525 (Organ, G. dohrn-van rossum); GG 6 (1990), 160–162 (Stand/Klasse, O. G. oexle); senft, Glanz, 15. 165 GG 6 (1990), 200 f. (Stand/Klasse, W. conZe) und 219 (Stand/Klasse, R. walther). 166 mannheim, Konservatismus, 134. 167 Kriechbaumer, Front, 20. 168 CS 23. 12. 1934 (J. KleinhaPPl). 169 CS 4. 2. 1934 (F. rehrl). 170 Rö 12, 4; thir, Frauengestalten 2, 294 f. 171 adam, Staatsprogramm, 18. 172 adam, Staatsprogramm, 61. 173 adam, Staatsprogramm, 38; ähnlich baumGartner, Arbeit und Erwerb, 82–84; R. schmitZ, Das christlichsoziale Programm, 7 und 14; SZ 17. 6. 1934 (R. schmitZ); Karl Flödl aktuali- sierte diesen Gedanken mit Blick auf die Gewerkschaft der graphischen und papierverar- beitenden Arbeiter und Arbeiterinnen; flödl, Drei Jahre, 6. 7.4 ASPEKTE DER BERUFSSTÄNDISCHEN ORDNUNG 451
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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