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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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egoistische Anwandlungen, die sicher auch vorhanden waren, wenn es um Wichtiges ging, scheiterten.“183 Hinsichtlich des Stellenwerts der Körpermetapher bestanden zwischen Universalismus und Solidarismus graduelle Unterschiede. Der Universa- lismus setzte den Akzent auf die „organische Ungleichheit“, ein Gesetz der Natur, das unabhängig von der Tatsache gelte, dass alle Glieder bei der Er- reichung des gemeinsamen Zieles gleich wichtig seien.184 Der Solidarismus drückte sich verhaltener aus: Zwar ergebe sich der Platz eines jeden Glieds aus dessen Leistung innerhalb des Organismus, das Bild des Organismus sei aber nur teilweise tragfähig, weil dort jede Zelle ihren unveränderlichen Platz habe, während dies für die Gesellschaft nicht gelte.185 Oswald von Nell-Breuning verdeutlichte das Wesen des Menschen durch die Abgrenzung vom Sandhaufen, dessen Körner einer Ordnung unfähig seien. Dadurch si- cherte er ihm seinen Vorrang vor der Gesellschaft.186 Gemeinschaft der Interessen? Die Gliedstellung des Einzelnen gelte nicht nur innerhalb des Stands, son- dern auch im Verhältnis der Stände zueinander: Auf diese einfache Formel brachte Oskar Zaglits die Position vieler Zeitgenossen, für die Stand keine soziologische Kategorie, sondern ein Gesinnungsprinzip war.187 Richard Schmitz bestimmte dieses Verhältnis in Anlehnung an Thomas von Aquin: „Ordnung ist Einheit in wohlgegliederter Vielheit.“188 Den sachlichen Erfordernissen des Gemeinwohls vor den „Gruppeninte- ressen“ (nach anderer Diktion: „Sonderinteressen“ bzw. „Gesamtwohl“189) Geltung zu verschaffen, war für Johannes Messner geradezu das „Mark“ der berufsständischen Ordnung, das, was sie vom Indifferentismus des Individu- alismus unterscheide.190 Durch Abschließung der Stände voneinander würde die Gesellschaft zu einer bloßen Summe, einem Neben-, nicht Ineinander.191 183 Kolb, Das Tiroler Volk, 23. 184 sPann, Der wahre Staat, 188; StL 1932, 72–76; 1933, 358–360 (O. sPann). 185 beyer, Ständeideologien, 130. 186 bohn, Ständestaatskonzepte, 51–53; vgl. SZ 27. 4. 1930 (F. X. eGGersdorfer). 187 ZaGlits, Bewegung, 13; vgl. streitenberGer, Leitbild, 136. 188 R. schmitZ, Der Weg, 23 f.; ähnlich H. schmitZ, Die berufsständische Ordnung, 13; A. M. weiss, Individuum, 13; vgl. F. luGmayer, Karl Lugmayer, 26; PytliK, Berufsständische Ord- nung, 23. 189 struber, Österreichs Wiederaufbau, 76. 190 messner, Ordnung, 13 f.; vgl. PytliK, Berufsständische Ordnung, 103–106. 191 K. luGmayer, Grundrisse, 137. 7.4 ASPEKTE DER BERUFSSTÄNDISCHEN ORDNUNG 453
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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