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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Johannes Messner schrieb: „Der festen gliedhaften Verbundenheit und rech- ten Einordnung des Standes in die Leistungsgemeinschaft steht das Streben der Klasse gegenüber, eine ihren Forderungen gegenüber der Gesellschaft entsprechende neue Gestaltung der Gesellschaft zu verwirklichen.“215 Karl Lugmayer erläuterte, die Klasse gruppiere die Menschen nach lediglich äu- ßerlichen, materiellen Merkmalen; auch sei es nur die Gemeinsamkeit des Gegners, was sie ausmache, und daher sei ihr Wesen anorganisch und wi- dernatürlich.216 Aus demselben Grund bezeichnete Richard Kerschagl die Klasse als „staatsfeindlich“. Dieses Denken verachte die Arbeit, und es ver- ändere die Rangordnung der Werte in verderblicher Weise, weil es die Wirt- schaft vor der Kultur ansiedle.217 Richard Schmitz fand die Begründung der „Stände“ (sic!) durch den Besitz „unerträglich“.218 Sein Bruder Hans sah den Unterschied in der Gleichheit der Interessenlage (Klasse) bzw. der Aufgaben (Stand).219 Dass auch dieses Thema im Grunde Ausfluss personalistischer Philosophie ist, zeigt Anton Pelinkas glänzende Synthese: „Das Klassenbe- wusstsein ist eine Reflexwirkung des Instinktes, das Standesbewusstsein hingegen das Ergebnis vernunftmäßiger Betrachtung.“220 Für manche Theoretiker waren „Stand“ und „Klasse“ einander ausschlie- ßende Begriffe. Benno Karpeles erklärte unter Berufung auf QA: „Stand und Klasse schließen sich aus.“221 Ignaz Seipel assoziierte „Klasse“ gar mit „Klas- senkampf“.222 Andere hingegen sahen, dass sich die Klasse nicht beseitigen ließ. Eine 1937 im CS geführte Diskussion endete mit der Forderung, Stände und Klassen in ein festes organisatorisches Verhältnis zueinander zu bringen und sichtbar zu machen, dass sie aufeinander angewiesen sind. Dies schalte Spannungen nicht aus, halte sie aber in Grenzen.223 Oskar von Hohenbruck ergänzte: Die Ständeidee wolle nicht den Sieg eines Stands, sondern die Akzentuierung der Unterschiede. Implizit erläuterte er damit auch, dass Überwindung des Klassenkampfs die Anerkennung der naturgegebenen Un- 215 messner, Ordnung, 17; vgl. PytliK, Berufsständische Ordnung, 40 und 73. 216 braun, Der politische Lebensweg, 169 und 232–235; F. luGmayer, Karl Lugmayer, 15 f.; Pribyl, Karl Lugmayer, 33 f., Pribyl, Der christlichsoziale Politiker, 139 f.; R. schmitZ, Der Weg, 15–17 und 22 f. 217 KerschaGl, Vom Widersinn, 39 f. 218 R. schmitZ, Das christlichsoziale Programm, 24. 219 CS 5. 8. 1934 (H. schmitZ); vgl. bohn, Ständestaatskonzepte, 89; P. nolte, Ständische Ord- nung, 251. 220 PelinKa, Stand, 244. 221 KarPeles, Klassenkampf, 17; vgl. reitmayer, Politisch-soziale Ordnungsentwürfe, 47. 222 rennhofer, Ignaz Seipel, 263; ähnlich KarPeles, Klassenkampf, 11–14. 223 CS 28. 2. 1937 (St. thomas). 7. DIE BERUFSSTÄNDISCHE ORDNUNG456
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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