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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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entsprechenden Interessenvertretungen der Unternehmer vorbereite.292 Er ging allerdings nicht so weit wie Kurt Piesch, der 1936 in der an der Hoch- schule für Welthandel in Wien von Walter Heinrich betreuten Dissertation Berufsständische Ansätze in der Geschichte des Gewerkschaftswesens frei- legte, indem er die verschiedenen Fachbereiche akzentuierte.293 Der histo- rische Ansatz seiner Studie führte Piesch zur Beobachtung, dass sich die Gewerkschaften im Laufe der Zeit von ihrem primären Anliegen, nämlich dem Kampf um gerechte Löhne, entfernt und umfassenden sozialpolitischen Aspekten geöffnet hätten: Aus dem Tarifvertrag sei ein „ständischer Arbeits- vertrag“ geworden.294 Ähnlich den mittelalterlichen Gilden hätten sie die Tendenz entwickelt, so zitierte er den deutschen Wirtschaftswissenschafter Lujo Brentano, „den ganzen Menschen zu ergreifen“.295 Der Gemeinschafts- gedanke296 habe sich besonders nach dem Ersten Weltkrieg gut entwickelt, so weit, dass viele Gewerkschaften sogar erkannt hätten, dass Lohnforde- rungen an die Möglichkeiten der Betriebe angepasst werden müssten.297 Fast alle Programme der verschiedenen Gewerkschaften ließen den ständi- schen Gedanken erkennen.298 Dies hielt Eduard Tomaschek später insbesondere der Beamtengewerk- schaft zugute, in der „alle, vom Sektionschef über den Hofrat zum Amtsdie- ner, Berufskollegen“ seien.299 Auch Hans Schmitz’ 1937 geäußerter Gedanke, dass der Tarifvertrag berufsständischem Geist in hohem Grad entspreche300, unterstreicht diese Position. Tatsächlich waren in den Führungsinstanzen die Arbeiter aber unterrepräsentiert, und die Mitglieder hatten lediglich be- grenzte Rechte.301 Eine Einheitsgewerkschaft im Geist von QA konnte erst nach 1945 verwirklicht werden.302 Noch 1935, im Anschluss an die Aktion Winter, war neben dem Gewerk- schaftsbund die Soziale Arbeitsgemeinschaft (SAG) gegründet worden, eine Unterorganisation der VF, in der sich Leopold Kunschak und Johann Staud 292 bayer, Der berufsständische Aufbau, 13 und 28; PutscheK, Ständische Verfassung, 93. 293 Die teilweise gedruckte Arbeit, die auch die Situation in Deutschland berücksichtigte, lässt eine gewisse Nähe zum Nationalsozialismus erkennen: So etwa müssten die Maßnahmen der Gewerkschaften auch „dem völkischen Rahmen und einem Volke eines Blutes“ entspre- chen; Piesch, Berufsständische Ansätze, 31. 294 Piesch, Berufsständische Ansätze, 16 f. 295 Piesch, Berufsständische Ansätze, 13. 296 Piesch, Berufsständische Ansätze, 19 f. 297 Piesch, Berufsständische Ansätze, 27. 298 Piesch, Berufsständische Ansätze, 29. 299 tomascheK, Die nächsten Aufgaben, 22. 300 MSchKP 2, 628–640 (H. schmitZ). 301 Pasteur, Kruckenkreuz, 73 f. 302 Klose, Quadragesimo anno, 29. 7.5 PROBLEME DER BERUFSSTÄNDISCHEN ORDNUNG 463
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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