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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Im März 1936 erschien in den von Ernst Karl Winter herausgegebenen Wiener Politischen Blättern ein mit Die sechs Theorien des ‚berufsständi- schen Aufbaus’ überschriebener Beitrag. Als unzureichend beurteilt wurden das von Sozialminister Odo Neustädter-Stürmer mitgetragene Konzept des Stands als Alternative zur Klasse gleichermaßen wie das seines Nachfol- gers Josef Dobretsberger, der in der Ständeordnung eine Möglichkeit gese- hen habe, die parlamentarische Demokratie zu ersetzen. An den Konzepten von Johannes Messner und Anton Orel wurde die Stellung gegenüber dem Kapitalismus bzw. Sozialismus bemängelt, an jenem Othmar Spanns die Übermacht des Staates. Die als Alternative in den Raum gestellte sechste Theorie betonte die Verankerung des Ständestaates in der „Sozialpolitik“, die Kooperation von Arbeitgebern und Arbeitnehmern und das Bestehen von Gewerkschaften, die nicht als vorübergehende Lösung, sondern auf Dauer konzipiert sein sollten. Als eigentlich zentrale Aussage hat die Forderung nach Vereinbarkeit von berufsständischer Ordnung und Parlamentaris- mus zu gelten.438 Daher muss als gleichsam letztes Wort Winters an ande- rer Stelle getroffene Aussage zitiert werden, die berufsständische Ordnung sei eine Idee metaphysischer Zielsetzung – und als solche nie wirklich reali- sierbar: Sie könne aber „für alle möglichen Gesellschaftsverfassungen eine Richtschnur“ sein.439 Das Weiterleben berufsständischen Denkens Zwei Mandatare trugen nach 1945 durch Reflexionen über das Österreich der Zweiten Republik zu einem vertieften Verständnis der berufsständi- schen Idee bei, auch nach Jahren noch Anwälte einer „anderen Form von Demokratie“440, indem sie zu bedenken gaben, dass das für Österreich typi- sche Korporativsystem mit seinen „Interessenvertretungen“ auf berufsstän- discher Basis (Kammern, Betriebsräte etc.) den Parteien einen Teil ihrer Verantwortung nehme.441 Während Friedrich Funder das Thema nur am Rande ansprach442, be- fasste sich Rudolf Henz um 1960 ausführlich mit ständischem Denken. Er wies auf Parallelen zwischen dem Ausleseverfahren der Mitglieder der Vertretungsorgane des Ständestaates und dem aktuellen Listenwahlrecht 438 winter, Die sechs Theorien, 89–95. 439 winter, Arbeiterschaft, 27–29; vgl. heinZ, E. K. Winter, 76 f. 440 PelinKa, Stand, 190. 441 rumPler, Parlamentarismus, 9. 442 funder, Aufbruch, 57. 7. DIE BERUFSSTÄNDISCHE ORDNUNG478
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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