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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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lichen Recht abgeleitete Totalitätsanspruch sei auf den „engsten Bereich des Staatlichen“ beschränkt; an der „natürlichen Rechtssphäre des Einzelnen, der Familie, der Bekenntnisse“ lägen seine Grenzen.38 Das LThK/I definierte den Staat als „der Sozialordnung [...] wesensnotwendig“, allerdings nicht „naturgemäß“.39 Josef Dobretsberger forderte den Schutz der gesellschaft- lichen, kulturellen und wirtschaftlichen Organisationen vor seinem Totali- tätsanspruch.40 Die Stände waren nach diesem Konzept intermediäre Kräfte, Vermittler, die einen Beitrag zur Ergänzung des Staates durch die Gesellschaft leiste- ten41, sich aber nicht in einen Gegensatz zum Staat begeben dürften42; Jo- hannes Messner sprach von „Gliedgemeinschaften“, die „zwischen dem Ein- zelnen und der Gesamtgesellschaft“ stehen.43 Vom Staat hatte der Soziologe – trotz der hohen Wertschätzung des einzelnen Menschen – die erhabene Vorstellung der „im irdischen Bereich vollkommene(n) Gesellschaft“.44 An- ders als für Spann war er nach seinem Verständnis aber „nicht selbst Stand, sondern [...] die Lebensgemeinschaft aller Stände“.45 Nach Hans Karl Zeßner-Spitzenberg fasse der Staat eine „bunte Fülle im Dienst des höheren Ganzen“ zusammen, nicht mechanisch-additiv, „sondern in tätiger Verknüpfung und Wertung“.46 Guido Zernatto und Leopold Teu- felsbauer sprachen von kleinen, mit eigenen Wirkungskreisen ausgestatte- ten Körpern, die den Staat als über ihnen stehende Instanz bräuchten; der Einzelne fühle sich mit dieser durch die kleineren Gemeinschaften, durch die wirtschaftlichen Interessen und durch die kulturelle Sendung organisch verbunden.47 Aus dem Wesen des Staates ergaben sich seine Aufgaben. Franz Martin Schindler sah diese in der „Herbeiführung der Bedingungen irdischer Wohl- fahrt“; es ging ihm freilich auch um das ewige Heil jedes einzelnen Men- 38 Krasser, Ständestaat, 8. 39 LThK/I 9 (1937), 692–696 (G. Gundlach). 40 SZ 16. 12. 1934 (J. dobretsberGer). 41 ammerer, Die Stände; GG 6 (1990), 247 (Stand/Klasse, R. walther); Kondylis, Konservati- vismus, 165; moth, Neu-Österreich, 97; PelinKa, Stand, 18; streitenberGer, Leitbild, 154. 42 Bundesminister Friedrich Stockinger behauptete, Staat und Berufsstände seien ein und dasselbe – zum Entsetzen von Bundespräsident Miklas, der die Trennung wünschte; lanG, Bundespräsident Miklas, 171. 43 messner, Ordnung, 7 und 18; vgl. hierzu auch GG 4 (1978), 602–606 (Organ, E.-W. böcKen- förde). 44 messner, Ordnung, 61. 45 messner, Ordnung, 68. 46 CS 18. 3. 1934 (H. K. Zeßner-sPitZenberG). 47 Zernatto, Die Wahrheit, 80 und 123; CS 17. 6. 1934 (L. teufelsbauer). 8. 2 WESEN, AUFGABEN UND GRENZEN DES STAATES, VERHÄLTNIS ZU DEN STÄNDEN 491
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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