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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Ordnung“ (K. Mannheim) 57 zu zeichnen. Den Blick auf das äußere Erschei- nungsbild der österreichischen Politik 1933–1938 zu verengen, wie es die geltende Meistererzählung vielfach tut, nur weil dieses präzise beschreib- bar erscheint, greift zu kurz, umso mehr, wenn direkte oder unterschwellige, dem Wertbewusstsein einer späteren Zeit geschuldete Pauschalverurteilun- gen damit einhergehen. Wissenschaftlichkeit erlaubt – in den Geisteswis- senschaften wird man geradezu sagen müssen: gebietet – die Frage nach tiefer liegenden Handlungsmaximen der Akteure: Diese lassen sich aber nur durch Offenheit auch für all das erkennen, was über das Handeln im engen Sinn hinausgeht. Einen Menschen, eben auch einen politischen Akteur, um- fassend zu Wort kommen zu lassen – und ihn beim Wort zu nehmen – wider- spricht kritischem Geist nicht, besonders dann nicht, wenn durch einen so intensiven und reichen, gemäß der Forderung Johann Kleinhappls der „We- sensart“ des Menschen nachspürenden Diskurs, wie es der in dieser Studie analysierte ist, ein hoher Grad an Kohärenz des Denkens gegeben ist – was, bezogen auf Einzelaspekte, auch wechselseitige Plausibilitätskontrolle be- deutet.58 Versucht man aus dieser Haltung heraus alle untersuchten Äußerungen auf einen Nenner zu bringen, so zeigt sich: Sein status allein, der Beruf, den ein Mensch ausübt, also das weitgehend Mess- und Beschreibbare, kann ihn nicht ausmachen, solange er sich nicht dem ordo unterworfen fühlt. Dieser aber gehört zu einem auch die Transzendenz einschließenden Weltbild. Aus einem solchen wiederum resultiert ein Verständnis von Politik, das über das Tages-, wenn nicht sogar das Zeitgeschehen hinausgehende Weltsichten und Werthaltungen beinhaltet, ja überhaupt menschliche Grundbefindlichkeiten stärker in den Blick nimmt – und anerkennt, dass das, was Dieter A. Bin- der für Bundeskanzler Dollfuß feststellte, in der Politik generell sehr häufig gilt, nämlich dass meist ebensoviel für eine Sache spricht wie gegen diese59, dass es einen „Masterplan“ (H. Wohnout)60 tatsächlich in vielen Fällen nicht geben kann. Obwohl die Zahl derer, die diesen Gedanken nachvollziehen können, schon in der Zwischenkriegszeit nicht groß gewesen sein dürfte, der Diskurs über das Ständische also nicht die politische Realität abbildete, spricht vieles dafür, den österreichischen Ständestaat künftig nicht auf seine autoritären Züge zu reduzieren, sondern sich auch seines Selbstverständnis- ses als konservativer, im echten Sinn „christlicher“ Staat zu entsinnen – jen- seits jeglicher Spielart des politischen Katholizismus. 57 mannheim, Konservatismus, 167 f. 58 sKinner, Bedeutung, 92. 59 GoldinGer/binder, Geschichte 202. 60 wohnout, Schritte, 51. 9. RESÜMEE: STATUS IST ORDO540
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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