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12 haben. Dazu zählen Ingo Schneider als gewissenhafter Dissertationsbetreuer, aber
auch Lisa Hessenberger, Rebecca Saltuari und Karin Valasek, die in technischen
Fragen und bei den Transkriptionen eine unverzichtbare Unterstützung darstell-
ten. Eine für diese Arbeit wichtige Person ist ferner Andreas Rudigier, der als Ini-
tiator des Projektes „Montafoner Geschichte“, aber auch in seiner Funktion als kul-
turwissenschaftlicher Bereichsleiter des Standes Montafon in finanzieller Hinsicht
eine wichtige Stütze war. Die historischen Fotografien im Buch, die allesamt illus-
tratorischen Charakter und keinerlei Bezug zu den konkreten lebensgeschicht-
lichen Erzählungen haben, wurden dankenswerterweise vom Montafon Archiv
zur Verfügung gestellt. Finanziell gefördert wurde die Arbeit, auf der diese Pub-
likation beruht und die 2011 als Dissertation im Bereich Europäische Ethnologie
eingereicht wurde, durch die Universität Innsbruck in Form eines viersemestri-
gen Dissertationsstipendiums, ferner durch den Tiroler Wissenschaftsfonds, die
„Richard & Emmy Bahr-Stiftung in Schaffhausen 2009/10“, den Stand Montafon
sowie durch das Land Vorarlberg. Die wichtigste Unterstützung stellte allerdings
Michael Kasper als Partner, Ideengeber und Kritiker dar.
Die vorliegende Arbeit hat den Anspruch aufzuzeigen, dass Erzählforschung auch
heute – Jahrzehnte nach ihrer Blüte in den Kulturwissenschaften – zeitgemäß und
gesellschaftlich relevant ist. Mit den Worten des Soziologen Armin Nassehi, der
sich eingehend mit Fragen nach Relevanz und Nutzen der Geisteswissenschaften
beschäftigte, soll daher gleich eingangs postuliert werden: „Kultur- und Sozialwis-
senschaften […] sind die eigentlichen Technologiezentren der modernen Welt. Sie
produzieren nichts Geringeres als jene Denk- und Erfahrungschiffren, mit denen
wir uns in unserer Welt bewegen.“5 Gerade auf die Erzählforschung trifft diese
Überlegung in besonderem Maße zu. Denn schon die kleinen, populären, traditio-
nellen Erzählungen haben bildende, integrierende und legitimierende Funktionen.
Sie setzen Maßstäbe und geben Kriterien dafür vor, was als wahr, gut und schön
gelten soll. Sie verpflichten Menschen auf Werte, Normen und Gewohnheiten und
spiegeln diese gleichsam wider.6 Lebensgeschichtliche Erzählungen eröffnen wie
kaum eine andere Quelle einen Zugang zu subjektiven Erfahrungs- und Deutungs-
welten und damit zum zentralen Komplex der Vorstellungen, Werte und Verhal-
tensnormen einer Gesellschaft.7 Was könnte somit einen besseren Eindruck vom
Bewusstsein, den Haltungen und der Reflexion(-sfähigkeit) von Menschen vermit-
teln als Erzählungen aus ihrem Leben?
5 Nassehi, Armin: Wasser auf dem Mars, Leben auf der Erde. Warum die Sozialwissenschaften
nützlicher sind, als ihre Kritiker ahnen. In: Die Zeit vom 06.05.2004. http://www.zeit.de/2004/20/
GW-Nassehi am 15.06.2010.
6 Zimmermann: Über die Würde narrativer Kulturen. S. 123.
7 Schmidt-Lauber, Brigitta: Grenzen der Narratologie. Alltagskultur(forschung) jenseits des Erzäh-
lens. In: Hengartner, Thomas und Brigitta Schmidt-Lauber (Hg.): Leben – Erzählen. Beiträge zur
Erzähl- und Biographieforschung. Hamburg 2005. S. 145–162. Hier S. 147.
Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Title
- Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
- Subtitle
- Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Publisher
- StudienVerlag
- Location
- Innsbruck
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 15.8 x 23.4 cm
- Pages
- 464
- Keywords
- Oral history, biographical narratives, narrative traditions, lebensgeschichtliches Erzählen, Erzähltraditionen
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- Vorwort 11
- Einführung 13
- 1. Kritik des lebensgeschichtlichen Erzählens 17
- 2. Quellenmaterial, Forschungsziel und Auswertung 47
- 3. Erinnerungspraxis und Traditionen lebensgeschichtlichen Erzählens 63
- 3.1. Einstiege in die lebensgeschichtlichen Erzählungen 63
- 3.2. Leitlinien des lebensgeschichtlichen Erzählens 67
- 3.3. Topoi in lebensgeschichtlichen Erzählungen 71
- 3.4. Lebensgeschichtliche Erzählstoffe und Mustererzählungen 73
- 3.4.1. Sagenhaftes von den AhnInnen 74
- 3.4.2. AhnInnen als GastarbeiterInnen 78
- 3.4.3. Traditionelle Landwirtschaft 84
- 3.4.4. Zuerwerb zur Landwirtschaft 98
- 3.4.5. Niedergang der traditionellen Berglandwirtschaft 104
- 3.4.6. Modernisierung 112
- 3.4.7. Alltag im traditionellen Gefüge 127
- 3.4.8. Bräuche und Gewohnheiten 136
- 3.4.9. Armut und einfache Verhältnisse 152
- 3.4.10. „Harte, arbeitsame Kindheit“ 162
- 3.4.11. Idyllisierung der einfachen Verhältnisse 173
- 3.4.12. Lausbuben- und Schulgeschichten 175
- 3.4.13. Autoritäten 183
- 3.4.14. Die 1930er Jahre und die „Tausend-Mark-Sperre“ 190
- 3.4.15. Der „Anschluss“ und seine Bedeutung für die MontafonerInnen 195
- 3.4.16. NS-Propaganda in der Schule 210
- 3.4.17. In der Hitlerjugend 213
- 3.4.18. Im (Un-)Wissen um die NS-Verbrechen 221
- 3.4.19. Repressives NS-System 230
- 3.4.20. Auflehnung und Widerstand 235
- 3.4.21. Schwarzhandel, Schwarzschlachten, Schwarzhören 237
- 3.4.22. Kriegsbeginn und die „verlorenen Jahre“ 243
- 3.4.23. Von den Schrecken des Krieges 252
- 3.4.24. Gefangenschaft 263
- 3.4.25. Heimkehr 268
- 3.4.26. Krieg in Vorarlberg 273
- 3.4.27. Flüchtlingsgeschichten 278
- 3.4.28. Von Kriegsgefangenen und ZwangsarbeiterInnen 287
- 3.4.29. Von Deserteueren und „Waldhockern“ 294
- 3.4.30. Die drohende Staumauersprengung im Vermunt 297
- 3.4.31. Kriegsende 301
- 3.4.32. „Heimatverteidiger“ und Widerstandsbewegung bei Kriegsende 304
- 3.4.33. Die französische „Besatzung“ und die „Marokkaner“ 309
- 3.4.34. Entnazifizierung 324
- 3.4.35. Armut und einfache Verhältnisse in der Nachkriegszeit 329
- 3.4.36. Schmuggeln und Schmugglergeschichten 333
- 3.4.37. Wildern und Wilderergeschichten 337
- 3.4.38. Beruflicher Werdegang und Ausbildung 340
- 3.4.39. Wirtschaftlicher Aufschwung in der Nachkriegszeit 349
- 3.4.40. Neu-Anfang mit dem Tourismus 353
- 3.4.41. Urlaube mit der Familie 366
- 3.4.42. Liebe und Ehe 370
- 3.4.43. Geburt der Kinder 381
- 3.4.44. Unfälle und Krankheiten 385
- 3.4.45. Umgang mit dem Altern 393
- 3.4.46. Umgang mit Tod und Verlust 395
- 3.4.47. Naturkatastrophen 400
- 3.4.48. Mystisches und rätselhafte Begebenheiten 406
- 3.4.49. Kultur- und Jugendpessimismus 411
- 3.4.50. Geschlechterrollen und -bilder 414
- 4. Zusammenfassung und Synthese 421
- 5. Verzeichnisse und Nachweise 439