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Kerne, Kooperation und Konkurrenz - Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
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Seite - 181 - in Kerne, Kooperation und Konkurrenz - Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)

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Das Zentrum behauptet sich 181 beiden Instituten eine kleine Menge des für die Standards verwendeten Radiums zur Verfügung, so dass dessen Mesothorgehalt bestimmt werden konnte. Curie bat Walther Gerlach in München darum, das optische Spektrum der Präparate zu bestimmen.9 Im Gegensatz zu Meyer, der von der Qualität der belgischen Erze überzeugt war, miss- traute Curie nach wie vor dem Brüsseler Material und wollte dessen Qualität mit größtmöglicher Präzision bestimmen.10 Neue Standards zu erstellen, brachte für alle Beteiligten Vorteile. Für die Union Minière machte die Menge, die sie an Hönigschmid schickte, nur einen Bruchteil der 97 Gramm Radium aus, die sie insgesamt für wissenschaftliche und medizinische Zwe- cke spendete.11 Ihre Freigiebigkeit wurde reich belohnt, denn sie erhielt im Austausch das reinste Radium, welches zu jener Zeit erhältlich war.12 Außerdem fertigte Hönig- schmid 20 neue Radiumstandards in Größen zwischen zehn und 100 Milligramm Radium, die der Union Minière zur weiteren Verwahrung und zum Verkauf übergeben wurden.13 Im Gegenzug bekam er von der Union Minière eine für wissenschaftliche Verhältnisse enorm große Menge Radium als Leihgabe, mittels derer er seinen Ruf als Präzisionsarbeiter mehren konnte.14 Bereits 1929 hatte Hönigschmid, einem Vor- schlag Meyers folgend, mit dem Gedanken gespielt, das Atomgewicht des Radiums chemisch neu zu bestimmen. Damals schlug das belgische Unternehmen Meyers Bitte noch aus, eine größere Menge Radium nach München zu schicken, da die Union Mi- nière zu jener Zeit über keine Radiumvorräte verfügte. 1933 kam es Meyers Bitte schließlich doch nach.15 Hönigschmid war einer der wenigen Radioaktivisten, die das Atomgewicht des Radiums radiochemisch annähernd so exakt bestimmten, wie dies erst später mit Prä- zisionsmessgeräten auf physikalischer Grundlage möglich werden sollte. Der Münche- ner Radiochemiker überließ mit Einverständnis der Union Minière dem Institut für Radiumforschung sämtliche radioaktiven Rückstände, die bei der Erstellung der neuen 9 Vgl. AÖAW, FE-Akten, IR, NL Meyer, K 22, Fiche 351 : Meyer an Curie vom 19.6.1934. 10 Vgl. AÖAW, FE-Akten, IR, NL Meyer, K 22, Fiche 351 : Curie an Meyer vom 25.4.1934. 11 Vgl. AR-AGR, UM, 259/1191 : Memorandum zum Radium vom 6.1.1939. 12 Vgl. Weiss 1956, 43. 13 Vgl. AR-AGR, UM, 259/1072 : Liste der von Prof. Hönigschmid für die Union Minière hergestellten Radiumstandards vom 24.3.1941. 14 Das gesamte Präparat von drei Gramm Radium hatte einen Wert von 600.000 Mark. Vgl. AÖAW, FE- Akten, IR, NL Meyer, K 14, Fiche 223 : Hönigschmid an Meyer vom 21.6.1933. Hönigschmid hatte Mühe eine Versicherung zu finden, die für einen möglichen Verlust des Präparats infolge der Verarbei- tung oder durch Diebstahl aufkommen wollte. Nach einigem Hin und Her übernahm die Union Mi- nière selbst die Versicherung des Präparats, das per Flugzeug nach München in Hönigschmids Labor gebracht wurde. 15 Hintergrund war das florierende Geschäft mit Radium. 1929/30 erreichten Umsatz und Export des Un- ternehmens von Radium ihren historischen Höchststand. Vgl. Adams 1993, 499.
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Kerne, Kooperation und Konkurrenz Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Kerne, Kooperation und Konkurrenz
Untertitel
Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
Autor
Silke Fengler
Herausgeber
Carola Sachse
Mitchell G. Ash
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-79512-4
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Institute for Radium Research, nuclear research in Austria, History of science, National Socialism, The Cold War --- Radiuminstitut, Kernforschung in Österreich, Wissenschaftsgeschichte, Nationalsozialismus, Wissenschaftskooperation, Kalter Krieg
Kategorien
Naturwissenschaften Chemie
Naturwissenschaften Physik

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Kernforschung in Österreich im Spannungsfeld von internationalerKooperation und Konkurrenz 9
    1. 1.1 Internationalisierungsprozesse in der Radioaktivitäts- und Kernforschung : Eine Skizze 9
    2. 1.2 Begriffsklärung und Fragestellungen 10
      1. 1.2.2 Ressourcenausstattung und Ressourcenverteilung 12
      2. 1.2.3 Zentrum und Peripherie 14
    3. 1.3 Forschungsstand 16
    4. 1.4 Quellenlage 24
    5. 1.5 Aufbau der Arbeit 26
  2. 2. Österreich-Ungarn und die internationale Radioaktivitätsforschung, 1899–1918 30
    1. 2.1 Österreich-Ungarn in der internationalen Radiumökonomie 31
    2. 2.2 Das regionale Netzwerk formiert sich 40
      1. 2.2.1 Anfänge der Radioaktivitätsforschung im Kontext des Exner-Kreises 40
      2. 2.2.2 Kooperationsformen der Mitglieder 45
      3. 2.2.3 Wissenstransfer vom Zentrum in die Peripherie 46
    3. 2.3 Das Zentrum formiert sich 49
      1. 2.3.1 Gründung des Instituts für Radiumforschung 49
      2. 2.3.2 Verbindungen zur böhmischen Radiumindustrie 54
      3. 2.3.3 Verleih radioaktiver Substanzen durch die Akademie 57
      4. 2.3.4 Bereitstellung radioaktiver Präparate 61
    4. 2.4 Das Zentrum etabliert sich 67
      1. 2.4.1 Wien als metrologisches Zentrum der Monarchie 67
      2. 2.4.2 Die Internationale Radiumstandard-Kommission 69
      3. 2.4.3 Das Scheitern der Nomenklaturfrage im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn 79
    5. 2.5 Die Gefährdung des Zentrums 81
      1. 2.5.1 Die Radioaktivistengemeinschaft und der Erste Weltkrieg 81
      2. 2.5.2 Österreich-Ungarn in der neuen internationalen Radiumökonomie 88
    6. 2.6 Der Radiumreichtum : ein Wiener Monopol 91
  3. 3. Von der Radioaktivitäts- zur Atomzertrümmerungsforschung, 1919–1932 93
    1. 3.1 Die Naturwissenschaften in Österreich nach 1918 94
    2. 3.2 Das regionale Netzwerk festigt sich 97
      1. 3.2.1 Der Exner-Kreis und die Physik im Nachkriegsösterreich 97
      2. 3.2.2 Der Exner-Kreis zwischen Kooperation und Konkurrenz 107
    3. 3.3 Das Zentrum (re-)formiert sich 109
      1. 3.3.1 Wiederaufleben des internationalen Netzwerks 109
      2. 3.3.2 Wiederaufnahme des internationalen Präparateverleihs 117
      3. 3.3.3 »Unter keinen Bedingungen verbandelt« : Kooperationen mit der Industrie 122
      4. 3.3.4 Rückkehr auf die internationale Bühne 131
    4. 3.4 Das Zentrum in Aktion : Atomzertrümmerungsforschung als internationales Projekt 140
      1. 3.4.1 Stipendien für Zentrum und Peripherie 140
      2. 3.4.2 Atomzertrümmerungsforschung zwischen Kooperation und Konkurrenz 147
    5. 3.5 Die Anfänge der Atomzertrümmerungsforschung als Geschäft der Reichen 176
  4. 4. Kernforschung in Österreich, 1932–1938 178
    1. 4.1 Das Zentrum behauptet sich 179
      1. 4.1.1 Neue Standards für die Internationale Radiumstandard- Kommission 179
      2. 4.1.2 Neue Mitglieder für die Internationale Radiumstandard- Kommission 182
      3. 4.1.3 Der Ruf nach höchsten Spannungen in der internationalen Kernphysik 185
      4. 4.1.4 Die Wiener Reaktionen 190
      5. 4.1.5 Das Polonium-Netzwerk im Dienst der Neutronenforschung 193
      6. 4.1.6 Höhenstrahlungsforschung zwischen Peripherie und Zentrum 200
    2. 4.2 Das Zentrum verliert den Anschluss 206
      1. 4.2.1 Abzug ausländischen Kapitals 206
      2. 4.2.2 Marginalisierung im deutschsprachigen Wissenschaftskontext 218
    3. 4.3 Kernforschung in Österreich als nationales Projekt 226
      1. 4.3.1 Sparmaßnahmen 226
      2. 4.3.2 Der Streit um die Physikalischen Institute 228
      3. 4.3.3 Pläne für einen Teilchenbeschleuniger in Wien 231
    4. 4.4 Wüstentrockenheit auf dem Gebiet der Atomzertrümmerung 234
  5. 5. Kernforschung im Kontext des »Dritten Reiches«, 1938–1945 236
    1. 5.1 Das regionale Netzwerk wird zerstört 237
      1. 5.1.1 Die Auflösung des Exner-Kreises 237
      2. 5.1.2 Die Internationale Radiumstandard-Kommission im ZweitenWeltkrieg 241
    2. 5.2 Auf der Suche nach neuen Organisationsformen 252
      1. 5.2.1 Die Neuordnung der Physikalischen und Chemischen Institute 252
      2. 5.2.2 Die Suche nach neuen industriell-wissenschaftlichen Netzwerken 260
    3. 5.3 An der Peripherie des neuen Netzwerks 264
      1. 5.3.1 Forschungsarbeiten im Auftrag des Militärs 265
      2. 5.3.2 Neue Pläne zum Bau eines Teilchenbeschleunigers in Wien 270
      3. 5.3.3 Der problematische Radiumnachschub 276
      4. 5.3.4 Kernforschung für den Uranverein 282
      5. 5.3.5 Geophysik im Kontext des SS-Ahnenerbes 300
    4. 5.4 Das Kriegsende 304
    5. 5.5 Den Krieg für die Wissenschaft nutzbar machen 305
  6. 6. Kernforschung für die Alliierten – ein Epilog 307
    1. 6.1 Alliierte Geheimdienste auf den Spuren der Kernforschung in Österreich 308
    2. 6.2 Die Alliierten als Arbeitgeber 312
    3. 6.3 Kernforscher aus Österreich : Keine Munition im »Arsenal des Wissens« 320
  7. 7. Schluss 322
  8. 8. Anhang 334
  9. Abkürzungsverzeichnis 334
  10. Verzeichnis der benutzten Archivbestände 336
  11. Literaturverzeichnis 340
  12. Personenregister 369
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