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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Berufsständische Konzepte waren seit dem 19. Jahrhundert in der Tat weit verbreitet.173 In Meyers Konversationslexikon von 1897 begegnet der Begriff „Stände“ als „Bezeichnung für die verschiedenen Klassen (sic!) von Personen, welche durch Gemeinsamkeit eines Berufes verbunden sind“.174 Manche Verfechter dieser Leistungsgemeinschaften betonten deren „neu- ständischen“ Charakter, der sich von den „altständischen“ Vorstellungen un- terscheide, legten also Wert darauf, für eine gesunde Variation des liberalen Zeitgeists einzutreten.175 In der Zwischenkriegszeit wurde die korporative Ordnung der Gesellschaft propagiert, wobei drei Varianten auszumachen sind: eine katholisch-konservative, eine autoritär-charismatische und eine sozialdemokratische (Rätebewegung).176 In vorliegender Studie gilt das Augenmerk vornehmlich der katho- lisch-konservativen Ständelehre. Johannes Messner, einer der führenden Theoretiker des österreichischen Ständestaates, setzte den Fokus auf die Berufsstände.177 Das LThK/I definierte „Stand“ als Leistungsgemeinschaft zum Zweck der „kulturellen Wertverwirklichung“; für den Berufsstand gelte dies in unmittelbarer, für Lebens-, Geburts- und Besitzstände in mittelbarer Weise.178 Besondere Relevanz besaß dieser Gedanke für jene, die im Zuge der politisch-gesellschaftlichen Krise nach dem Ersten Weltkrieg die parla- mentarische Demokratie in Frage stellten, weil sie sie als Derivat der Ereig- nisse von 1789 betrachteten.179 Die als Alternative in den Raum gestellten Konzepte erklärten den Gesellschaftsvertrag für obsolet und begünstigten autoritäre Systeme.180 Im Bewusstsein, in einer gefährdeten sozialen Ord- nung zu leben, griff man auf Modelle der Vergangenheit zurück, die eine harmonische, allerdings wirklichkeitsferne Ordnung auf der Basis natürli- cher gesellschaftlicher Hierarchien versprachen.181 Betreffend die politische Alternative zum Parlamentarismus herrschte freilich eine begriffliche Verwirrung, der selbst die Hauptakteure nicht ganz entkamen, indem sie zwischen Ständen als autonomen sozialen Organen und als Organen des öffentlichen Rechts nicht unterschieden, geschweige 173 mayer-tasch, Korporativismus, 25 f. 174 Zit. nach bohn, Ständestaatskonzepte, 30. 175 bohn, Ständestaatskonzepte, 19 f. 176 reitmayer, Politisch-soziale Ordnungsentwürfe, 52 f.; seefried, Reich, 115 f., 137–142 und 408 f. 177 messner, Ordnung, 17. 178 LThK/I 9 (1937), 768 f. (G. Gundlach). 179 Zu den Problemen der Friedensordnung von 1919/20 vgl. prägnant Gehler, Europa, 122; zum Krisenempfinden seefried, Reich, 31–35. 180 hanisch, Auf der Suche, 142. 181 P. nolte, Die Ordnung, 159–161. 1.2 STAND: DER BEGRIFFLICHE AUSGANGSPUNKT 37
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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