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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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die Wirtschaftskrise. 1922 sicherte er Österreich eine internationale Anleihe – mit der Auflage allerdings, im Sinne der Friedensordnung von Saint-Ger- main auf einen Anschluss an Deutschland zu verzichten.9 Das „Szenario der Krisen“ (E. Hanisch) ging freilich weit über das rein Wirtschaftliche hinaus, bis hin zur Frage nach der Lebensfähigkeit der Republik.10 Ab 1923 musste die vormals mächtige CSP, die seit 1907 im Reichsrat auch katholisch-konservative Bevölkerungsschichten vertrat11, bei Wahlen Verluste hinnehmen.12 1929 kulminierte die Wirtschaftskrise im Sog des Börsenkrachs an der Wall Street. Die Folgen waren eine sprunghaft stei- gende Arbeitslosigkeit und soziale Spannungen13, allesamt Faktoren, die, von den österreichischen Regierungen nicht genügend ernst genommen, die Nationalsozialisten stärkten.14 1932 gewann Bundeskanzler Engelbert Doll- fuß den Völkerbund zu einer weiteren Anleihe für Österreich; das Anschluss- verbot wurde um zehn Jahre verlängert.15 In dieser Situation erhoben viele Zeitgenossen ideologische Ausschließ- lichkeitsansprüche; mit den Grundlagen der Demokratie wenig vertraut, verwechselten sie Opposition mit Feindschaft und bauten entsprechende Bilder des jeweiligen politischen Gegners auf.16 In der politisch-historischen Diskussion hat sich der militaristisch anmutende Begriff „Lager“ etabliert: Hier wurden Totalentwürfe des Lebens vorgegeben; jeder wollte nur mehr mit „eigenen“ Leuten verkehren und legte Wert auf Abgrenzung vom ande- ren.17 Die Sozialdemokraten bauten eine umfassende Organisationskette auf 9 P. berGer, Im Schatten, 20–25; GoldinGer/ binder, Geschichte, 106–116; K. v. KlemPerer, Ignaz Seipel, 102–104; weinZierl, Zeitgeschichte, 211 f.; wohnout, Bürgerliche Regierungs- partei, 193. 10 hanisch, Der lange Schatten, 306–309. 11 iber, Vom Syllabus, 31–38; staudinGer, Österreich-Ideologie, 29; wandrusZKa, Struktur, 312 f.; wohnout, Bürgerliche Regierungspartei, 181. 12 Übersicht über die Nationalratswahlergebnisse 1919–1930 bei Gärtner/Pallaver, Liberale Parteien, 172. 13 brandtner, Diskursverweigerung, 35–37; erneGGer, Staatliche Sozialpolitik, 56 f. und 62–68; Geider, Sozialabbau, 34–64 und 78–89; GoldinGer/binder, Geschichte, 134 f.; ha- nisch, Der lange Schatten, 67; Pasteur, Kruckenkreuz, 21–24 und 151–159; reichhold, Ge- schichte, 508–510; schmit, Christliche Arbeiterbewegung, 50–52; tálos, Zum Herrschafts- system, 149 f.; tálos, Handbuch, 18–21 (H. fassmann); tálos, Herrschaftssystem (2013), 359–379. 14 K. bauer, Elementarereignis, 134 und 144. 15 P. berGer, Im Schatten, 244–249; GoldinGer/binder, Geschichte, 195–197; JaGschitZ, Doll- fuß, 198; konzise Darstellung der wirtschaftspolitischen Maximen der Bundesregierung bei tálos, Herrschaftssystem (2013), 313–333; weinZierl, Zeitgeschichte, 219 f. 16 Gärtner/Pallaver, Liberale Parteien, 171; hanisch, 1934, 18; hanisch, Traditionelle Männ- lichkeitsrollen, 220; newman, Zerstörung, 296; PelinKa, Stand, 11–13. 17 hanisch, Demokratieverständnis, 74; hanisch, Dilemma, 107; hanisch, Der lange Schatten, 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE RAHMEN60
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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