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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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samt war die Kontrolle der Presse nicht annähernd so rigoros wie im Dritten Reich oder in Italien.91 1936 wurde unter maßgeblicher Beteiligung von Rudolf Henz eine Presse- kammer errichtet.92 Man wollte die Presse dafür verwenden, das „Einzelin- dividuum“ zum „geistigen Mitarbeiter“ zu machen.93 Henz trat zwar für die Freiheit der Presse ein, forderte aber von allen in diesem Bereich Tätigen rückhaltloses Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Staat.94 Die Pressekammer bemühte sich um die Ausbildung junger Journalis- ten; Übungsleiter waren u. a. Guido Zernatto, Friedrich Funder oder Wal- ter Adam.95 Eduard Ludwig war auch Präsident der 1935 gegründeten Österreichischen Gesellschaft für Zeitungskunde, die sich im Dienst einer „geordneten menschlichen Gesellschaft“ verstand; Funder saß im Vor- stand. Dieselben Personen, dazu Ludwig Adamovich und Johannes Mess- ner, waren als Dozenten an einer geplanten Akademie für Presse und Poli- tik vorgesehen.96 Die eben genannten Namen bekunden die Dichte personeller Verflechtun- gen im österreichischen Mediensystem der dreißiger Jahre.97 Ludwig wurde 1937 mit einer Reform des Pressegesetzes betraut, das eine Machtkonzen- tration beim jeweiligen Hauptschriftleiter vorsah; es trat allerdings nicht in Kraft.98 Seine Überzeugung, die Presse und überhaupt das geschriebene Wort müssten sich in den Rahmen der Gesamtarbeit des Staates einglie- dern99, blieb gleichwohl bestehen. Manche Blätter standen der Regierung bzw. der ehemaligen CSP sehr nahe, insbesondere die formell unabhängige Reichspost, eine der bestinformierten Zeitungen Österreichs.100 Allerdings kritisierte gerade Friedrich Funder, ab 1902 Chefredakteur und ab 1904 auch Herausgeber dieses Blattes101, 1937 im Bundestag die Pressepolitik der Regierung und sprach offen von Zensurpraktiken.102 91 ebneth, Wochenschrift, 166; Golowitsch, Der berufsständische Aufbau, 30; neuGebauer, Repressionsapparat, 310. 92 S. amann, Kulturpolitische Aspekte, 125; tálos, Herrschaftssystem (2013), 428–431. 93 Kromar, „Österreich-Mythos“, 36 f. 94 S. amann, Kulturpolitische Aspekte, 120–122; sPielhofer, Pressefreiheit, 50–52. 95 sPielhofer, Pressefreiheit, 57 f. 96 Golowitsch, Der berufsständische Aufbau, 88–94; Kromar, „Österreich-Mythos“, 74. 97 höcK, Medienpolitik, 49. 98 Kromar, „Österreich-Mythos“, 35; sPielhofer, Pressefreiheit, 25. 99 duchKowitsch, Umgang, 363 f.; vgl. huber, Die Verfassung, 146 f. 100 busshoff, Dollfuß-Regime, 15; ebner, Politische Katholizismen, 189; Kromar, „Öster- reich-Mythos“, 77; sPielhofer, Pressefreiheit, 28; weinZierl, Konservativismus, 16. 101 staudinGer, Christlichsoziale Partei, 252; wohnout, Bürgerliche Regierungspartei, 182. 102 sPielhofer, Pressefreiheit, 71 und 79. 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE RAHMEN68
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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