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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Der wachsende Druck des Deutschen Reichs auf Österreich kulminierte am 11. Juli 1936 in einem Abkommen, in dem sich Schuschnigg zu einer weitreichenden Berücksichtigung deutscher Interessen verpflichtete.254 Formell handelte es sich um einen Nichteinmischungspakt, in Wirklichkeit wurde der „Anschluss“ antizipiert.255 Der österreichischen Verhandlungs- delegation gehörte u. a. Guido Zernatto an. Edmund Glaise von Horstenau, einer der prominentesten Repräsentanten der sogenannten „betont Nati- onalen“, war in die Vorbereitungen eingebunden.256 Im Zuge der anschlie- ßenden Regierungsumbildung wurde er ins Kabinett Schuschnigg aufge- nommen257; das Innenministerium erhielt Arthur Seyss-Inquart.258 Obwohl Schuschnigg bereits unmittelbar nach dem Abschluss des Abkommens an der „Ehrlichkeit des Partners“ zweifelte und sich weiterhin vom National- sozialismus distanzierte259, geriet er in die Kritik.260 Leopold von Andrian schob die Verantwortung schlechten Ratgebern des Kanzlers zu; er wusste auch von Überlegungen, diesen durch Richard Schmitz abzulösen.261 Otto von Habsburg teilte Schuschnigg seine Bedenken in einem ausführlichen Schreiben mit.262 Selbst zu einer Politik wie der der Nationalsozialisten nicht fähig, schätzte der Kanzler deren Ziele und Methoden falsch ein; daher verfehlten seine Be- schwichtigungsversuche ihr Ziel.263 Seine insgesamt eher zaudernde Außen- politik nährte sich nicht zuletzt von der Hoffnung auf Internationalisierung des Problems264, wird heute aber eher einem Wunschdenken als realistischen Einschätzungen zugeschrieben.265 Am 12. Februar 1938, bei einem Treffen mit Hitler in Berchtesgaden, stand er vor vollendeten Tatsachen:266 Er konnte 254 binder, Der „Christliche Ständestaat“, 220 f.; Potočnik, Bewusstsein, 209–211; seefried, Reich, 46–48; G. stourZh, Außenpolitik, 329–331; stuhlPfarrer, Außenpolitik, 332 f.; tálos, Herrschaftssystem (2013), 66 und 506–518; weinZierl, Zeitgeschichte, 232 f. 255 P. berGer, Kurze Geschichte, 182–184; binder, „Austrofaschismus“, 582; GoldinGer, Schu- schnigg, 226; GoldinGer/binder, Geschichte, 258–264; hoPfGartner, Schuschnigg, 169–173; KluGe, Ständestaat, 14 und 95 f.; tálos, Zum Herrschaftssystem, 159. 256 Kriechbaumer, Front, 360; Potočnik, Bewusstsein, 212–216; tálos, Herrschaftssystem (2013), 502–505; wohnout, Verfassungstheorie, 564 f. 257 brouceK, Ein General II, 11; slaPnicKa, Oberösterreich, 95 f. 258 hoPfGartner, Schuschnigg, 175; Kriechbaumer, Erzählungen, 623–627; F. müller, Gemein- sam, 493 f.; neuhäuser, Legitimismus, 73. 259 K. schuschniGG, Requiem, 31; vgl. Kindermann, Der Feindcharakter, 90. 260 binder, Alte Träume, 504; GoldinGer/binder, Geschichte, 268 f. 261 Prutsch/ZeyrinGer, Leopold von Andrian, 602–608. 262 baier/demmerle, Otto von Habsburg, 130–135. 263 Kindermann, Österreich, 329; tálos, Herrschaftssystem (2013), 54–57 und 528 f. 264 binder, „Austrofaschismus“, 582 und 585. 265 binder, „Austrofaschismus“, 589; nach wie vor gültig KluGe, Ständestaat, 128–132. 266 Vgl. den 1945 rückschauend darüber verfassten Bericht; K. schuschniGG, Requiem, 37–52. 3.1 ÖSTERREICH 1918–1938 83
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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