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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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QA betreffe die Gesellschaft, nicht den Staat.447 Zahlreiche Bezugnahmen auf Messner enthält der 1936 erschienene utopische Roman Die unsterbliche Stadt von Josef Freiherr von Löwenthal, in dem eine Gesellschaft nach den Prinzipien von QA entworfen und die Maiverfassung zustimmend kommen- tiert wurde.448 Das Werk fand allerdings wenig Aufmerksamkeit; nur in der Neuen Freien Presse449 und in der MSchKP450 erschienen Rezensionen, beide sehr wohlwollend. Kritik am Solidarismus mit seiner Öffnung gegenüber dem Kapitalis- mus übten Akademiker verschiedener Disziplinen, die sich 1929 als Stu- dienrunde katholischer Soziologen konstituierten.451 Als erster Band einer von ihnen getragenen Schriftenreihe erschien 1932 das Katholisch-soziale Manifest, in dem im Geist der „Sozialreform“ zeittypischen Opportunitäts- strömungen der Kampf angesagt wurde.452 Es empfahl u. a. die Lektüre von Othmar Spanns Der wahre Staat.453 Sein geistiger Vater war Anton Orel, ein von Heinrich Pesch ignorierter454 und von Richard Schmitz für überheb- lich gehaltener Soziologe455, von August M. Knoll hingegen als „der Anre- ger und Antreiber des sozialen Katholizismus in Österreich“456 bezeichnet. Als konservativer Denker in der Tradition Vogelsangs brachte Orel des- sen seinerzeit nur verstreut publizierte Ideen in ein System.457 Schon früh war er mit der christlichen Arbeiterbewegung in Berührung gekommen; ab 1904 hatte er im Einsatz für die Arbeiterjugend ein ihn erfüllendes Tä- tigkeitsfeld gefunden.458 Der Titel seines 1930 erschienenen Hauptwerks, Oeconomia perennis, erinnert an die thomistische philosophia perennis, die feste, die Zeit überdauernde Ordnungsgrundsätze in allen Lebensbereichen annahm. Den Menschen sah Orel nicht nur als biologisches, sondern als geistiges Wesen an. So wie ein jeder im persönlichen Bereich zu dauerhaf- ter Gewissenserforschung angehalten sei, müsse auch eine permanente be- kenntnismäßig ausgerichtete Überprüfung der gesellschaftlichen Grundla- gen stattfinden. Orel, als dessen prägende, auch auf sein geistiges Schaffen 447 hanisch, Die Ideologie, 27. 448 hoffmann, Ständische Ordnung, 161 und 167 f. 449 hoffmann, Ständische Ordnung, 174. 450 MSchKP 1, 954 (H. bayer). 451 beyer, Ständeideologien, 158 f. 452 KabelKa, Anton Orel, 73–75; neGer, Verfassung, 29; rambouseK, Daten, 46; reichhold, An- ton Orel, 13 f.; seefried, Reich, 126. 453 busshoff, Berufsständisches Gedankengut, 460. 454 K. luGmayer, Orel, 18. 455 braun, Der politische Lebensweg, 4. 456 Knoll, Der soziale Katholizismus, 14. 457 anZenbacher, Christliche Sozialethik, 144; reichhold, Anton Orel, 9. 458 rambouseK, Daten, 26; reichhold, Anton Orel, 18–25. 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE RAHMEN102
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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