Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Seite - 113 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 113 - in „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit

Bild der Seite - 113 -

Bild der Seite - 113 - in „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit

Text der Seite - 113 -

würde572, umso mehr, als Frankreich 1925 die Garantie der Unabhängigkeit Österreichs Italien allein zuschob.573 In Österreich waren damals eher feindselige Töne gegen Italien und Mus- solini zu vernehmen, im Nationalrat574 und bei den Behörden verschiedener Ebenen, die in den faschistischen Mittelsmännern eine Gefahr für ihr Land sahen. Ein Verbot der Fasci wurde von der österreichischen Außenpolitik allerdings nicht erwogen. Wien hatte diesbezüglich gegenüber der Kärntner Landesregierung, die sich dafür aussprach, einen gewissen Argumentations- notstand.575 Seit Ende Oktober 1926 stand wieder Ignaz Seipel an der Spitze der Bun- desregierung. Im Dezember kam es im Nationalrat zu tumultartigen Szenen, als ein Abgeordneter von Übergriffen der italienischen Konsularbehörden in Kärnten berichtete. Mehrere Volksvertreter brachten ihre Empörung zum Ausdruck, einer nannte Mussolini einen „Falloten“. Als der Präsident wegen der Wahl dieses und ähnlicher Worte Ordnungsrufe erteilte, wurde er nicht gehört. Ein Abgeordneter fragte ihn, ob er den Faschismus schützen wolle, während ein anderer über Ortsgruppen der Schwarzhemden in Wien, Graz, Innsbruck und Villach berichtete, welche die Presse überwachten und monat- liche Berichte nach Rom schickten: Dies dürfe nicht geduldet werden!576 Auf der diplomatischen Ebene standen indes komplexere Fragen im Vor- dergrund: Im Februar 1927 berichtete der österreichische Gesandte in Rom, Lothar Egger, dem Bundeskanzler, Mussolini habe in einem Interview mit der Neuen Freien Presse die Möglichkeit angedeutet, den Widerstand gegen das Anschlussverbot unter bestimmten Umständen aufzugeben; dieses Ge- rücht gehe auch in diplomatischen Kreisen um.577 Im Mai bekannte sich Sei- pel, von Leopold Kunschak sekundiert, im Nationalrat zur Ausgestaltung der wirtschaftlichen Beziehungen zu „unseren Brüdern im Deutschen Reich“ aufgrund der geistig-kulturellen Gemeinsamkeit.578 Vor dem Hintergrund eines eher unterkühlten Verhältnisses zu Deutsch- land bemühte sich Mussolini indes bald wieder um eine Verbesserung der Beziehungen zu Österreich. Dies erfolgte auf zwei Wegen: durch die Zusam- menarbeit mit den österreichischen Regierungen und durch die Unterstüt- zung der Heimwehr.579 572 di nolfo, Rapporti, 43. 573 di nolfo, Rapporti, 50. 574 JedlicKa, Österreich, 49; w. rauscher, Der Aufstieg, 368. 575 scholZ, Italienischer Faschismus, 378–382. 576 ADÖ 6/851. 577 ADÖ 6/859. 578 ADÖ 6/871. 579 di nolfo, Rapporti, 54–59. 3.5 DIE NACHBARSCHAFT DES FASCHISTISCHEN ITALIEN 113
zurück zum  Buch „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit"
„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„Berufsstand“ oder „Stand“?