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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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sah. Zwischen Kirche und Staat sollte ein Nahverhältnis bestehen, aber keine Vermischung erfolgen. Als hohe Werte wurden Föderalismus, eine monarchische Staatsspitze sowie Familie und Heimat angegeben.971 Im CS nahm Wladimir R. Zaloziecky auf diese Arbeit Bezug.972 Erwähnung verdient weiters eine 1934 vorgelegte, auf die Schweiz973 be- zogene Abhandlung von Frank Hofstetter-Leu, in der die Situation in Ös- terreich mitberücksichtigt wurde.974 Für den dort geplanten Ständestaat bestanden im westlichen Nachbarland besonders in katholischen Kreisen große Sympathien.975 Einer der Schwerpunkte war die begriffliche Unter- scheidung von „Korporation“ und „Stand“: Der erstere Begriff sei in Italien geläufiger, der letztere eher bei deutschsprachigen Autoren; „Vertreter der freisinnigen Weltanschauung“ lehnten „Korporation“ ab und sprächen sich für „berufsständische Ordnung“ aus. Bei aller Verworrenheit der Termino- logie sah Hofstetter-Leu die für ihn erfreuliche Tendenz, die Begriffe „be- rufsständisch“ und „syndikalistisch“ einander anzunähern. „Ständestaat“ sei der richtige Begriff, wenn es nicht nur um wirtschaftliche, sondern auch um staatsrechtliche Verhältnisse gehe; in Österreich, so zitierte er eine Aussage Otto Enders vom März 1934, habe man mit wirtschaftlichen As- pekten begonnen, beabsichtige aber den Übergang auf das politische Ge- biet.976 Walter Adolf Jöhr entwarf 1937 im StL unter dem Titel Ständische Sittlichkeit das Bild eines elitären Gemeinwesens mit transzendenter Legi- timation.977 Etwa zur selben Zeit, als Hofstetter-Leu mit seinem Konzept an die Öf- fentlichkeit trat, fand in Zürich eine Studientagung über die berufsstän- dische Neuordnung in der Schweiz statt. In Österreich wurde dies mit Wohlgefallen zur Kenntnis genommen, umso mehr als die Katholiken im Nachbarland ja eine Minderheit darstellten. Die meisten Parallelen zu den eigenen Vorstellungen fand man in den Ausführungen von Josef Piller, der einen Mittelweg zwischen berufsständischer Autonomie und staatlicher Kontrollfunktion vorgeschlagen habe.978 Es passte ins Konzept des CS, dass Piller auf die engen Beziehungen der Sozialpolitiker beide Länder hinwies, 971 StL 1934, 418–420 (E. Görlich). 972 CS 15. 4. 1934 (W. R. ZaloZiecKy). 973 Zu ständestaatlichen Ansätzen in diesem Land vgl. Kaestli, Selbstbezogenheit, 193–195 und 209–211; G. KlemPerer, Konzepte; Payne, Geschichte, 376; reinhardt, Kleine Ge- schichte, 144 f.; simonett, Die berufsständische Ordnung, 66–82. 974 hofstetter-leu, Grundriss, 5. 975 ZauGG-Prato, Die Schweiz, 299. 976 hofstetter-leu, Grundriss, 7–10. 977 StL 1937, 143–152 (W. A. Jöhr). 978 CS 13. 5. 1934. 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE RAHMEN162
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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