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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Seite - 172 -
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ständischen Neuordnung Österreichs als Monographie erschien. Auch hier akzentuierte er das nicht bewältigte Problem ständischer Gesellschafts- bzw. Staatsordnung1070 und ergänzte seine Kritik um weitere Details. Den vorberatenden Organen, insbesondere dem BWR, bescheinigte er keinerlei „Parlamentseigenschaft“. Auch als „Ständeversammlung“ blieben sie unzu- reichend, weil sie nicht das gesamte politisch berechtigte Volk repräsentier- ten.1071 Am BKR störte ihn die heterogene Zusammensetzung, deren Krite- rien nicht immer nachvollziehbar seien.1072 Mit der gängigen Ständeliteratur vertraut, glaubte Merkl feststellen zu dürfen, dass das ständische Element aus seinem ursprünglichen, wesens- notwendigen Bereich in den bloßer politischer Willensbildung transzendiert worden sei. Dass in der Ständevertretung die Gruppenangehörigen nicht gezählt („Kopfzahldemokratie“), sondern nach der Bedeutung des Teils für das Ganze gewogen würden („natürliche Wahlkörper“1073), sei zwar gut, des- gleichen das Subsidiaritätsprinzip1074, aber es sei schwierig, einen gerechten Maßstab zu finden.1075 Auch gab er zu bedenken, dass der Einzelmensch ei- ner ständischen oder sonstigen Teilgemeinschaft immer nur mit einem Teil seiner Persönlichkeit angehöre. Zudem mache es die mangelnde berufliche Charakterisierung nicht weniger Menschen schlechterdings unmöglich, sie ständisch zu erfassen.1076 Eine Grenze des berufsständischen Konzepts sah Merkl auch im Problem der Bestimmung der Relationen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern: Diese müssten vom Bund geregelt werden, wobei keineswegs ein für alle Be- rufe einheitlicher Schlüssel erforderlich sei. Ausdrücklich sprach er von der Notwendigkeit, in Fragen der Rechtsgleichheit nicht arithmetisch, sondern geometrisch zu denken.1077 Dies bedeute „eine gewisse aristokratische Milde- rung des Stimmgewichtes der Arbeitnehmer“.1078 Merkls Fazit reicht in sei- ner Tragweite weit über das gegenständliche Problem hinaus: Es lasse sich nicht alles rationalisieren; „innerhalb eines weiten normativen Rahmens muss die Entscheidung der Macht der Tatsachen überlassen werden“.1079 1070 merKl, Probleme, 28–31. 1071 merKl, Probleme, 6–8. 1072 merKl, Probleme, 26 f. 1073 merKl, Probleme, 9–12. 1074 merKl, Probleme, 39. 1075 merKl, Probleme, 13–20. 1076 merKl, Probleme, 32–34; vgl. buKoscheGG, Das ständisch-autoritäre Österreich, 88. 1077 merKl, Probleme, 20 f.; vgl. PiePer, Über die Gerechtigkeit, 84. 1078 merKl, Probleme, 23. 1079 merKl, Probleme, 25. 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE RAHMEN172
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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