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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Krieg einen Teil seines Vermögens verloren. Dann hatte er sich zunächst aus der Politik zurückgezogen.141 Sorge bereitete ihm insbesondere die Entste- hung von Räterepubliken in Bayern und in Ungarn im Frühjahr 1919.142 Im heimatlichen Hartenstein (bei Zwickau, Böhmen) hatte er Kämpfe gegen die Kommunisten erlebt.143 Als die österreichische Regierung im Januar 1918 in Reaktion auf die damals auf sozialdemokratisches Betreiben veranstalteten Streiks Vorbereitungen für ein Militärregime getroffen hatte, war Schön- burg-Hartenstein als Anführer ausersehen gewesen.144 Hans Karl Zeßner-Spitzenberg beschrieb 1938 den für ihn traumati- schen Zusammenbruch der Monarchie in einem Bericht für die Gestapo.145 Richard Schmitz verband die Frühzeit der Republik mit „sozialistische(r) Terrorpolitik“ und „proletarische(r) Diktatur“.146 Friedrich Funder behielt sie als „gesetzlosen Bolschewismus“ in Erinnerung.147 In Kurt Schuschnigg erweckten die revolutionären Ereignisse von 1918148 den Gedanken an „die Instinkte der urteilslosen Masse, die bekanntlich jeweils nach der Richtung des lautstärksten, hemmungslosesten und brutalsten Agitators zu entschei- den pflegt“.149 Ähnlich lautete der Tenor der weit ausholenden, mit harscher Kritik an der Sozialdemokratie verbundenen Ausführungen Franz Brandls über den Spät-herbst 1918.150 Ulrich Ilg erlebte im November 1928 in Wien eine Demonstration der Sozialdemokratischen Partei und stellte dazu fest: „Die ersten Eindrücke über die Demokratie in Wien waren nicht gerade erbaulich.“151 Josef Reither sprach 1933 vom „revolutionären Schutt der letzten Jahre“.152 Ludwig Hül- gerth erinnerte sich 1934, nach dem Krieg seien „Zweifel an allem Bestehen- den“ wach geworden, und „einer überspitzten Demokratie war jede Autorität [...] zum Opfer gefallen. Der Parteienstaat hatte sich selbst gerichtet.“153 141 holub, Fürst Alois Schönburg-Hartenstein, 82. 142 botZ, Gewalt, 45–72; Räterepubliken galten allerdings als wesentlich für die Neubelebung der ständestaatlichen Idee; bohn, Ständestaatskonzepte, 32. 143 holub, Fürst Alois Schönburg-Hartenstein, 87. 144 holub, Fürst Alois Schönburg-Hartenstein, 36–71; ramhardter, Geschichtswissenschaft, 126. 145 K. P. Zeßner-sPitZenberG, Hans Karl, 41. 146 R. schmitZ, Das christlichsoziale Programm, 26. 147 funder, Vom Gestern, 464. 148 botZ, Gewalt, 25–41. 149 K. schuschniGG, Dreimal, 51; vgl. hoPfGartner, Schuschnigg, 37 f. 150 brandl, Kaiser, 239–326; vgl. botZ, Gewalt, 26. 151 ilG, Lebenserinnerungen, 17. 152 Kriechbaumer, Erzählungen, 59; vgl. auch CS 4. 4. 1937 (H. K. Zeßner-sPitZenberG). 153 CS 16. 12. 1934 (L. hülGerth). 4. DIE POLITISCH-GESELLSCHAFTLICHE LAGE194
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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